Die 10 besten Serien 2025: Von „Call My Agent Berlin“ bis „MobLand“
ROLLING STONE kürt die Top-Serien 2025: „Call My Agent Berlin“, „KRANK Berlin“ und mehr. Exklusive Kritiken zu den Streaming-Highlights des Jahres.
Birgit Fuß und Gunther Reinhardt analysieren die Top-Serien 2025: Von „Call My Agent Berlin“ bis „Alien: Earth“.
1. Call My Agent Berlin (Disney+)
Als „Call My Agent!“ 2015 anlief, war man sofort gefangen vom Charme der französischen Serie, die im Film-Milieu spielte, aber sich vor allem auf die Strippenzieher hinter den Kulissen konzentrierte: Wie gehen die Angestellten einer Schauspielagentur mit ihren prominenten Klient:innen um, wie halten sie deren Kapriolen aus, und mit welchen Tricks verhandeln sie Verträge?
Um gar nicht erst direkt mit der zauberhaften Cécile de France konkurrieren zu müssen, die im Original den ersten Star der Agentur spielt, übernimmt in der Auftaktfolge Moritz Bleibtreu den Part – und gibt eine herrlich eitle Version seiner selbst. Das so einfache wie effektive Prinzip setzt sich in den weiteren Episoden fort und macht eine Menge Spaß: Wer möchte nicht gern sehen, wie verzweifelt, peinlich oder realitätsfern Berühmtheiten sein können?
Veronica Ferres ist hier wirklich mal richtig lustig, mit und über Iris Berben, Katja Riemann und Frederick Lau kann man ebenso lachen. Und der Auftritt von Heiner Lauterbach tut einem fast körperlich weh, so unangenehm ist sein pathetisches Benehmen. Reife Leistung!
Die Agentur-Leute, um die es eigentlich geht, sind aber auch ein tolles Ensemble: Lucas Gregorowicz als arroganter Chef, Gabrielle Scharnitzky als seine Gegenspielerin, Karin Hanczewski und Michael Klammer als gebeuteltes Personal. Die größte Entdeckung ist dabei die ausdrucksstarke Dana Herfurth als geheime Tochter des Chefs, die mit ihrer Arglosigkeit zunächst alle in die Bredouille bringt, aber schnell dazulernt.
Die diversen Handlungsstränge wirken manchmal noch etwas lose verbunden, aber man kann sich jetzt schon problemlos ein paar weitere Staffeln vorstellen – und sich darauf freuen. Das war zumindest bei deutschen Serien in letzter Zeit eher selten so. (Birgit Fuß)
2. Your Friends & Neighbors (Apple TV+)
Don Draper ist jetzt Hedgefonds-Manager. In „Your Friends & Neighbors“ sieht Jon Hamm wieder wie dieser Werbefritze aus den 50er-Jahren aus, den er in „Mad Men“ spielte. Zumindest anfangs, als er noch in seinem maßgeschneiderten Anzug in einem Büro mit teurem Blick auf die Stadt residiert und sich in Herablassung und Selbstgefälligkeit übt.
Doch die Welt des Mannes, der hier Andrew „Coop“ Cooper heißt, zerbröselt: Erst erwischt er seine Frau im Bett mit einem Nachbarn, einem Ex-NBA-Profi, und muss aus dem spektakulären Haus in der Vorstadt ausziehen. Dann verliert er nach einer Affäre mit einer Kollegin seinen Job.
Was tut man nun, wenn man den Schein wahren will und weiterhin den absurd-dekadenten Lebensstil finanzieren muss, an den man sich gewöhnt hat? Wie kommt man an die Viertelmillion, die als Bestechungsgeld fällig ist, damit der Sohn nicht von der Privatschule fliegt? Woher soll das Geld für den Profi-Tennislehrer der Tochter kommen?
Die Antwort ist einfach: Cooper wird zum Einbrecher, klaut bei seinen Freunden und Nachbarn in Schränken und Schubladen verstaubende teure Uhren, Weine oder Birkin-Bags oder tauscht auch mal einen Original-Roy-Lichtenstein gegen eine Fälschung aus.
Dass das nicht gut geht, erfährt man bereits in der Eröffnungssequenz (ja, das ist eine dieser Serien, die eine lange Rückblende ist). Jonathan Tropper („Banshee“) hat sie sich ausgedacht, vermengt in dem Eskalationsdrama Gesellschaftssatire und Krimi, erfindet lauter Figuren, für die grotesker Luxus völlig selbstverständlich ist – und schafft das Kunststück, dass man irgendwann so etwas wie Mitleid mit diesem verwöhnten Unsympathen hat. (Gunther Reinhardt)
3. KRANK Berlin (Apple TV+)
Ein Junkie irrt durch die Straßen Berlins. Kamera, Ton und Schnitt inszenieren verstörend intensiv den Trip, auf dem der Mann ist, der fast überfahren wird, aber wie durch ein Wunder erst in einem Taxi und dann in der Notaufnahme landet. So beginnt „KRANK Berlin“. Und was dann kommt, bevor er zusammenbricht, ist die frechste Wendung, die sich das deutsche Fernsehen seit langem getraut hat.
Wenn man nach Gründen sucht, warum TV-Serien so lange einen schlechten Ruf hatten, kann man neben all den billig produzierten Sitcoms den vielen peinlichen Krankenhausserien die Schuld geben. Besonders in Deutschland waren diese bisher entweder zum Davonlaufen (von „Schwarzwaldklinik“ über „Klinik unter Palmen“ bis „Dr. Klein“) oder retteten sich in historische Settings („Charité“).
Dass Deutschland aber auch Krankenhausserie kann, beweist jetzt endlich – nicht nur in der furiosen Eröffnungssequenz – „KRANK Berlin“: großartiges Ensemble, vielschichtige Figuren, clevere Drehbücher, entfesselte Kamera und eine wunderbar nervöse Inszenierung, die sogar die gehypte Krankenhausserie „The Pitt“ (mit Noah Wyle aus „ER“), die gerade in den USA gestartet ist, alt aussehen lässt. (Gunther Reinhardt)
4. Pluribus – Glück ist ansteckend (AppleTV+)
Wer sich je gefragt hat, wie eine Zombie-Serie von „Breaking Bad“-Schöpfer Vince Gilligan aussehen würde, bekommt hier die Antwort. Und natürlich findet der in Sachen Zombie-Apokalypse einen eigenwilligen Dreh. Denn seine Untoten sind keine tumb herumstapfenden Hirnfresser, sondern unerträglich freundlich und stets hilfsbereit.
Die Schriftstellerin Carol Sturka (Rhea Seehorn) ist die Einzige weit und breit, die nicht von einem Virus infiziert wurde, das dem Rest der Menschen über Nacht die Individualität geraubt und sie in eine kollektive Schwarmintelligenz verwandelt hat. Sie wirken, als wären sie die netten Nachbarn der Borg aus „Star Trek“. Sie wollen Carol nicht auffressen, sondern fragen sie, ob sie genug Wasser trinkt, und sind auch sonst bereit, ihr jeden Wunsch zu erfüllen.
„Gestern war der beste Tag in der Geschichte der Menschheit“, erklärt ihr Zosia (Karolina Wydra), die vom neuen Menschheitskollektiv vorgeschickt wird, um sich um Carol zu kümmern. Und als Carol daraufhin einen Wutausbruch hat, wird klar, dass das neue Wir mit Aggressionen nicht so gut umgehen kann.
Auch wenn „Glück ist ansteckend“ keine Krimi-, sondern eine Science-Fiction-Serie ist, auch wenn es nicht darum geht, dass sich ein Mann in einen bösen Drogenboss, sondern sich die ganze Menschheit in glücklich-verständnisvolle Idioten verwandelt, hat diese Serie doch den „Breaking Bad“-Vibe. Das liegt vielleicht daran, dass sie ebenfalls in Albuquerque/New Mexico spielt, oder daran, dass Rhea Seehorn, die Carol spielt, zuvor Kim Wexler in „Better Call Saul“ war. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass Vince Gilligan in dieser Serie, die im Original „Pluribus“ (lat. für „viele“) heißt, ebenfalls beweist, wie gut er darin ist, von Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs zu erzählen. (Gunther Reinhardt)
5. The Paper (Sky)
Wer „The Paper“ sagt, muss auch „Lou Grant“ sagen. Allerdings spielt „The Paper“ nicht in den 70er-Jahren, als die Tageszeitungswelt noch in Ordnung war, sondern 2025, und erzählt nicht von der „Los Angeles Tribune“, sondern vom „Toledo Truth Teller“. Was einst ein stolzes Nachrichtenimperium war, ist jetzt nur noch der Spielplatz für ein kleines Häuflein Amateur-Redakteur:innen, das so sehr damit beschäftigt ist, Agenturmeldungen auf Seiten zu ziehen, dass es gar nicht mitbekommt, wenn nebenan ein Hochhaus brennt.
Ob das der neue Chefredakteur Ned Sampson (Domhnall Gleeson) ändern kann, der wie ein eifriger kleiner Bruder Lou Grants noch an die Macht des Journalismus glaubt? Eher nicht.
Denn wer „The Paper“ sagt, muss auch „The Office“ sagen. Die Serie ist ein Sequel des Workplace-Satiren-Klassikers – ebenfalls eine Mockumentary, die vorgibt, sich nur deshalb nach Ohio verirrt zu haben, weil sich ein Dokumentarfilmteam auf die Spuren der Dunder Mifflin Paper Company (richtig, dem Arbeitgeber von Michael, Pam, Jim und Co.) begibt und herausfindet, dass diese von einem Unternehmen aufgekauft wurde, das Papierprodukte jeglicher Art vertreibt – vom Klopapier bis zur Tageszeitung.
Und so darf man Ned Sampson dabei zuschauen, wie er täglich scheitert – am Geiz des Geschäftsführers, an der Unfähigkeit des Personals, am Desinteresse der Leser:innen. Das Großraumbüro in der achten Etage des Toledo Truth Tower ist mit ähnlich skurrilen Figuren bevölkert wie denen auf den „The Office“-Fluren. Irgendwo ruft immer jemand: „I’m on a deadline.“
Und sosehr sich die Serie über die Sisyphosarbeit dieser Menschen lustig macht, so sehr setzt sie doch dem, was Journalismus einst war, wehmütig ein Denkmal. (Gunther Reinhardt)
6. Parallel Me (Paramount+)
Der Konjunktiv, der alte Spielverderber. Auch wenn das Leben gerade zufriedenstellend ist, lauert oft die Frage „Was wäre (gewesen), wenn …?“ im Hintergrund. Wie hätte sich das Leben entwickelt, wäre man hier anders abgebogen oder hätte dort eine bessere Entscheidung getroffen?
Bei Toni läuft es überhaupt nicht gut, sie hat genügend Gründe zu hadern: Ihre Arbeit als Change-Managerin ist sie nach einem Zusammenbruch bei einem wichtigen Meeting los, ihre beste Freundin wegen ihrer ständigen Unaufmerksamkeit ebenso. Und Jonas, die große Liebe, hat sich längst anders orientiert.
Da taucht Ariadne auf. Ja, die aus der griechischen Mythologie. Ariadne (hinreißend: Maria Schrader) schenkt Toni einen Schal, mit dem sie all ihre Leben besuchen kann, die parallel stattfinden. Plötzlich ist sie Surferin, Anwältin, Popstar, Drogendealerin – und immer unzufrieden, getrieben von dem Gedanken, dass da doch noch mehr möglich sein muss. Ob sie nun in Berlin oder Bangkok sitzt, in der Disco oder auf der Bühne herumspringt: Sie kann sich selbst nie entkommen.
Die „Sliding Doors“-Idee ist natürlich nicht besonders originell, aber es macht großen Spaß, den unterschiedlichen Erzählsträngen von Autorin und Showrunnerin Jana Burbach („Bad Banks“) zu folgen – wegen der bunten Kulissen, der skurrilen Situationen, vor allem allerdings wegen des Ensembles: Malaya Stern Takeda erfüllt alle Inkarnationen von Toni mit einer faszinierenden Natürlichkeit, als Eltern sind Caroline Peters und Ulrich Noethen eine Bank.
Letztendlich ist „Parallel Me“ vor allem eine Hymne auf die Liebe und die Freundschaft – und auch da sind die entscheidenden Rollen perfekt besetzt: Larissa Sirah Herden (die sich als Rapperin Lary nennt) spielt Bea mit einer zarten Wucht, David Kross ist als zurückhaltender Jonas der optimale Gegenpart zur expressiven Toni. (Birgit Fuß)
7. We Are Lady Parts (ZDFneo)
Saira arbeitet in einer Metzgerei und kann zumindest einen Teil ihrer Wut beim Fleischklopfen abbauen. Ayesha verdient ihr Geld als Uber-Fahrerin und braucht da als Kopftuchträgerin gute Nerven. Bisma stößt mit ihren Comics über feministische Themen vor allem auf Unverständnis. Die drei Frauen sind Musliminnen, und sie sind die Punkband Lady Parts, die Lieder wie „Voldemort Under My Headscarf“ im Repertoire hat. Lady Parts hoffen, wie so viele Bands in London, auf den großen Durchbruch. Doch weil sie glauben, mit dem dünnen Sound, den sie als Trio abliefern, keinen Erfolg zu haben, suchen sie eine Leadgitarristin.
Und hier kommt Amina auf den Plan. Sie ist Mikrobiologie-Doktorandin und kann ziemlich gut Gitarre spielen. Allerdings gibt es drei Probleme: Erstens hat sie fürchterliches Lampenfieber, zweitens findet sie es haram, also aus religiöser Sicht verboten, als Frau in einer Band zu spielen, und drittens ist sie auf der Suche nach einem Mann, um mit ihm eine Familie zu gründen. Doch weil sie sich ausgerechnet in den Bruder von Ayesha verknallt hat, sind Problem eins und zwei schnell vergessen.
Nida Manzoor, die „We Are Lady Parts“ erfunden, geschrieben und bei allen sechs Episoden Regie geführt hat, ist eine kleine Sitcom-Sensation gelungen. Die Serie kommt wie ein Mash-up aus Alan Parkers „The Commitments“ und Bisha K. Alis „Ms. Marvel“ daher, nimmt den islamischen Glauben zwar ernst, kann aber auch darüber lachen, ist irrwitzig, rebellisch und warmherzig und steht mit ihrem Faible für schrullige Figuren im Melting Pot London und mit den Geschichten von vier sehr unterschiedlichen Frauen (fünf, wenn man die stets einen Niqab tragende Managerin mitzählt) und ihren Familien in der Tradition der großen britischen Sozialkomödien. (Gunther Reinhardt)
8. Alien: Earth (Disney+)
Ein Rettungstrupp irrt durch dunkle Gänge. Das Licht flackert nervös, irgendwo knarrt, piepst und tropft es immer. Säure frisst sich durch Stahlwände. Hinter jeder Ecke scheint ein bestialisches Gemetzel zu lauern – sei es in den engen Schlafkojen eines Raumschiffs oder bei einer Rokoko-Kostümparty, die in einem Hochhaus gefeiert wird. In dieses Hochhaus ist soeben ein Raumschiff gestürzt – mit außerirdischen Gästen an Bord. Wer dabei noch ruhig auf dem Sofa sitzen bleibt, ist wohl abgehärtet. Alle anderen: Willkommen im „Alien“-Universum!
Noah Hawley („Fargo“, „Legion“) bildet in „Alien: Earth“ stimmig die Atmosphäre von Ridley Scotts „Alien“-Meisterwerk aus dem Jahr 1979 nach. Wer allerdings nicht schon komplett von den virtuos inszenierten Schockeffekten und der fiesen Suspense-Dramaturgie verstört ist, der dürfte bei dem Versuch verzweifeln, diese Serie in die Timeline des „Alien“-Franchise einzuordnen. Wahrscheinlich hätte es geholfen, sich vorher die vier Original-, zwei Crossover- und zwei Prequel-Filme sowie das Spin-off „Alien: Romulus“, das 2024 ins Kino kam, anzuschauen.
Aber auch so fühlt man sich sofort wieder wunderbar unwohl in dieser „Alien“-Welt, wenn Wendy (Sydney Chandler), ein Mädchen, dessen Bewusstsein in einen erwachsenen Roboterkörper gepflanzt wurde, in dem gestrandeten Raumschiff nach ihrem Bruder Hermit (Alex Lawther) sucht und es dabei mit mehreren Alien-Rassen aufnehmen muss. Und ähnlich wie bei der Zombie-Serie „The Walking Dead“ stellt sich nach und nach heraus, dass manchmal die Monster gar nicht die größte Bedrohung sind, sondern dass die Menschen – hier konkurrierende Konzerne, die die Welt unter sich aufgeteilt haben – die eigentlichen Monster sind. (Gunther Reinhardt)
9. Mobland (Paramount+)
William Shakespeares Tragödien und Königsdramen sind eigentlich Gangsterthriller. Als Beweis kann man zum Beispiel Baz Luhrmanns „Romeo + Julia“ bemühen oder aktuell ins Kino gehen: Burhan Qurbanis „Kein Tier. So Wild.“ erfindet „Richard III.“ als Bandenkriegdrama im Berlin der Gegenwart neu. Und selbst bei Gangstergeschichten wie dem grandiosen Seriendrama „MobLand“, das sich nicht ausdrücklich auf Shakespeare bezieht, hat der Dichter aus Stratford-upon-Avon Spuren hinterlassen.
Der Zehnteiler, der sich als Titelmusik „Starburster“ von den Fontaines D.C. geborgt hat, kommt mal als pervertierte „Romeo und Julia“-Version, mal als Update der Rache-Splatter-Tragödie „Titus Andronicus“, mal als eine von Schottland nach London verlegte „Macbeth“-Variante daher.
„Du bist immer noch zuerst ein irischer Gangster und dann erst ein englischer Gentleman“, erinnert Maeve Harrigan (Helen Mirren) ihren Mann, Conrad Harrigan (Pierce Brosnan), wenn er mal zu voll von Milch der Menschenliebe ist. Mirren gibt eine großartige machtbesessene Lady Macbeth ab, die ihrem Mann immer wieder Dinge einflüstert (etwa seinen ältesten und besten Freund zu ermorden).
Während Maeve die Eskalation liebt, ist es der Job von Harry Da Souza (Tom Hardy), dafür zu sorgen, dass das Gangsterkönigreich der Harrigans nicht auseinanderfällt und das Fentanylgeschäft vorangetrieben werden kann. Er ist als der Fixer des Harrigan-Clans die eigentliche Hauptfigur in der Serie von Ronan Bennett („The Day Of The Jackal“). Und allein schon wie Hardy diesen brutalen, aber doch irgendwie besonnenen Mann spielt, macht „MobLand“ zu einer der besten Serien der Saison. (Gunther Reinhardt)
10. The Residence (Netflix)
Es ist kein Zufall, dass die Ermittlerin Cordelia Cupp (Uzo Aduba) irgendwann Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ aus dem Regal zieht. Vieles hier erinnert an diese klassischen Kriminalgeschichten, bei denen man mehrfach glaubt, die Täterin oder den Täter gefunden zu haben, aber dann war es doch ganz anders. Im Fall von „The Residence“ ist die Kulisse noch ein bisschen spektakulärer als ein Zug oder ein Schiff – der Achtteiler spielt im Weißen Haus.
In einem der 132 Zimmer hat sich ein Suizid ereignet – oder war es ein Mord? Ungünstig, dass gerade ein Bankett für eine australische Abordnung stattfindet – das Regierungsgebäude ist also voller Verdächtiger. Gäste, Politiker:innen und Personal reden sich um Kopf und Kragen, natürlich erinnern sich alle unterschiedlich. Cupp macht das FBI genauso verrückt wie den Präsidenten (und seinen Ehemann) mit ihrer Genauigkeit, oft verbirgt sie ihre Cleverness hinter einer skurrilen Fassade. Dann erinnert sie an Columbo – und ein bisschen an die Figur, mit der Uzo Aduba berühmt wurde: Als Suzanne „Crazy Eyes“ Warren war sie bei „Orange Is The New Black“ eine der interessantesten Insassinnen.
Nun macht Aduba als Detective Cupp selbst keine Gefangenen. Dass sie unbedingt noch Hobbyornithologin sein muss, ist vielleicht ein Plot-Twist zu viel, aber „The Residence“ macht allein durch die diversen Figuren und Gastauftritte (Kylie Minogue!) Spaß, und spannend ist es bis zum Schluss. Was wiederum keine allzu große Überraschung ist, denn die Serie stammt aus dem Hause Shondaland, wo unter anderem „Grey’s Anatomy“, „How To Get Away With Murder“ und „Bridgerton“ herkommen. Nur mit der Eleganz von „Scandal“, Shonda Rhimes‘ anderem Polit-Thriller, kann sie nicht ganz konkurrieren. (Birgit Fuß)