Buries Treasures – Die Einzigartigen Tidersticks-Platten

TINDERSTICKS (1993)

Eines der besten Debüts aller Zeiten und eine Bestie im Umfang einer Doppel-LP: In der nicht unberechtigten Annahme, vielleicht nie wieder eine Chance zu bekommen, kübelte die Band bisher ungehörte Verzweiflungsklänge aus Piano, rostiger Violine, irisierender Trompete und frei flottierendem Schlagzeug. Berückender Schönklang, jähe Dissonanzen und Staples‘ zerschossenes Gemurmel gipfeln in der schwarzen Obsession „Jism“, einem Eifersuchtsdrama der unheimlichsten Art. 5,0

TINDERSTICKS II (1995)

Ist das Kennzeichen der ersten LP der genialische Dilettantismus, der alles gelingen ließ, so stimmt auf dem zweiten Album jedes Detail. Das sonische Heraufdämmern von „El Diablo En Ojo“, die ergreifende Romantik von „A Night In“, das anrührende und bizarre Rezitativ „My Sister“, die Zwischenspiele, die innige Ballade „No More Affairs“, das orchestrale Schwelgen von „Mistakes“, schließlich der „Sleepy Song“. 5,0

THE BLOOMSBURY THEATRE 12.3.95 (1995)

An jenem Abend vollendeten die Tindersticks ihre Kunst, indem sie den ohnehin opulenten Klangkörper mit einem Streichorchester anreicherten. Im Programm ausschließlich die Schmachtfetzen und Irrsinnslieder von I und II: „A Night In“, „No More Affairs“, „City Sickness“, „Sleepy Song“, Jism“, „Mistakes“, „Tiny Tears“. Die DoppeMOinch steht heute bei 120 Euro, aber nur ein Idiot könnte sie verkaufen. 5,0

Curtains (1997)

Für längere Zeit zum letzten Mal warf sich Staples in die großen Schwermutsbrecher: „Another Night In“, die wunderbare Erinnerung „Rented Rooms“, die Tröstung „Don’t Look Down“ und die ironische Erzählung „Ballad Of Tindersticks“ sind von gewohnter Grandezza. Mit „Let’s Pretend“, „Bearsuit“, „Bathtime“ und „Walking“ kamen luftigere, wenn nicht lustigere Töne ins Tindersticks-Boudoir. 4,5

DONKEYS 92-97(1998)

Eine feine Compilation mit den frühen Singles „Patchwork“, „Marbles“ und „Her“ in der Original-Version, mit der französischen Fasssung von „No More Affairs“, mit „Here“ von Pavement, wie für die Tindersticks geschneidert, mit Otis Reddings „I’ve Been Loving You Too Long“. Und mit „A Marriage Made In Heaven“, dem Duett con Isabella Rossellini: von Martin Scorsese via „Blue Velvet“ zu Stuart Staples. 4,0

SIMPLE PLEASURE (1999)

Das Cover erinnert an manche Wonne und die Folgen, die Platte selbst ist die größte und vielleicht einzige Enttäuschung, mit der die Tindersticks überraschten: Die beiden ersten Songs, „Can We Start Again?“ und „If You’re Looking For A Way Out“, sind leider programmatisch. Zu fluffigem Cocktail-Tand und Mariachi-Talmi singt Stuart Staples, hier ohne Brummelstimme, von der Liebelei: „(You Take) This Heart Of Mine“. Wie das? War ja schon keins mehr da. 2,0

CAN OUR LOVE…(2001) Soulmusic according to Tindersticks. Staples hatte jetzt einen Bart, die Musik war strukturell schlicht geworden. Begehren, Sehnen, Sucht. Und mehr Barmen denn je. Man hatte früher manchmal Andeutungen gehört, für möglich gehalten hatte man es nicht: Staples als Crooner, der in „Sweet Release“ kaum zum Ende kommt. Die Platte dagegen schon nach acht Stücken. 4,0

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