The Church – Forget Yourself

Schon erstaunlich, mit welchem Durchhaltevermögen sich The Church auch bald ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung vor dem Abtreten drücken und neben dem Hauptwerk sogar noch Lust und Laune an Cover-Sammlungen, Remix-Alben und Soloprojekten finden. Schließlich hatten Steve Kilbey Mitte der 90er Jahre mal das Ende von The Church mit einer ausgedehnten Farewell-Tour verkündet – nur, um dann gleich wieder ins Studio zu gehen und nacheinander zwei, drei Platten zu machen.

Nachdem der Neueinstieg nicht gleich gelang, verhinderte doch spätestens das passend betitelte ,“After Ererything Now This“ 2001 den Abstieg ins Unehrenhafte. Verstärkt mit Trommler und Produzent Tim Powles, drehten The Church ihre Indie-Psychedelik ins Ätherische und kehrten so nach außen, was im Oeuvre der 1988 vorübergehend weltberühmten Australier schon immer angelegt war.

Nun ist auch Album Nr. 17, „Forget Yourself“, natürlich ein Alterswerk, das die eigene Zeit nachbereitet und ausformuliert und mehr kategorisch nicht kann. Aber Kilbey, Willson-Piper und Powles wissen das ja! Und sie entwickeln mit erstaunlichem Aplomb barocke Klangwelten, deren Integrität und atmosphärischer Elan jeden Lügen straft, der hier ein Oldie-Show vermutet. Wabernde Synthies, Kaleidoskop-Gitarren, Kilbeys Trauerlyrik, all das ist fein gesetzt und gibt sich keine Blöße.

Das nun freilich unter Preisgabe des klar konturierten Liedes; die melodische Eindeutigkeit, die The Church einst zum Global Player unter den Indie-Gitarrenpoppern machten, ist hier ebenso Vergangenheit, wie der Sturm und Drang, der das Frühwerk prägte. Doch im Gegensatz zu traurigen Gestalten wie Wayne Hussey, der das irgendwie honorige Andenken an The Mission zuletzt mit einer blöden Platte verdarb, suchen sich The Church einen Ort in der Gegenwart, an dem sich glaubhaft leben lässt. Und finden ihn mit einem erstaunlich nah kommenden Album, das die Sozialisation von einst erkennen lässt, aber Neues vollbringt. Respekt, mindestens.

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