Johnny Dowd – Cemetary Shoes

Der Mann für die Gegen- und Unterwelten, die unheimliche, nicht von der Sonne beschienene Seite des amerikanischen Mythos, der Möbelpacker, der Anti-Elvis. Das war Johnny Dowd auf „Wrong Side Of Memphis“ und nicht weniger überzeugend auf „Pictures From Life’s Other Side“, wo er im Mülleimer der Geschichte wühlte, löchrige, schmutzige, auseinandergefallene Hank-Williams- und Woody-Guthrietunes hervorzog und dazu seine Geschichten über love, god and murder knarzte.

Dann fand er kurzzeitig Unterschlupf in einer üblen Kaschemme und spielte dort mit seiner gemeinen Band monströsen Rock, bis der ganze Laden zusammenfiel, zog weiter und sang mit der Tochter des Pfandleihers „Jingle Bells“.

Jetzt also „Cemetary Shoes“, der Totengräber. „The sun shines on all of us equally, the saints and the lonely sinners“, beginnt Dowd seine Moritaten. Das meint er natürlich nicht ernst, denn immer noch halten sich die Protagonisten seiner Songs aber gern im Verborgenen, in den dunklen Ecken der Existenz auf. Reine Seelen interessieren ihn ebensowenig wie reine Songformen. So sind die Stücke auf „Cemetary Shoes“ Bastarde aus Polka, Psychedelic, Country- und Folksong, Surfsound (!), Kinderlied und Rockhymne. Leider ist die tolle Kim Sherwood-Caso, die früher mit heller Stimme das Dowdsche Geknarze so schön aufhob, dieses Mal nicht dabei. Doch das unheimliche „Whisper In A Nag’s Ear“ und die schunkelige Narration „Wedding Dress“ sind trotzdem äußerst grandios. Bei anderen Stücken hat man allerdings das Gefühl, man habe sie so oder so ähnlich schon öfter von Dowd gehört.

Vielleicht hat sich die auf den ersten beiden Alben so überzeugend inszenierte Düsterwelt allmählich ausgedreht. Daher sieht man Dowd auf dem Cover wohl auch seine Gitarre zu Grabe tragen. Das nächste Mal wild nur noch mit Hühnerknochen musiziert.

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