Thievery Corporation – The Cosmic Game

Der Titel lässt Böses ahnen™ und gleich der erste Track bestätigt die Befürchtungen. „Marching the Hate Machines (Into The Sun)“ wabert dermaßen „kosmisch“ aus den Boxen, dass man meint, Ken Kesey selbst hätte die Lautsprechermembranen mit LSD bestrichen. Dass die Flaming Lips mit im Studio saßen, erklärt nur einen Teil des Problems, denn auch Perry Farell, David Byrne und die äthiopische Sängerin Gigi waren als Gastvokalisten mit auf diesem Trip unterwegs.

Dass sie auch anders können, beweisen die Washingtoner Dub-Designer mit „Warning Shots“, einem exzellenten Midtempo-Groove, der machtvoll nach vorne schiebt wie einst „Shaolin Satellite“ auf ihrem Debütalbum „Sounds Front The Thievery HiFi“. So geht es dann noch ein paar mal hin und her, unterbrochen von einigen Latin-Intermezzi, die erfrischend locker aus dem difrusen Rahmen fallen: Der Bossa-Dub „Sol Tapado“ ist ein kleiner Lichtblick, der Auftritt David Byrnes in einem lupenreinen Afrobeat-Kostüm wirkt etwas deplatziert, aber originell. Einst hatten sich die Herren in Anzügen und Gucci-Schuhen mit aufgeräumten Arrangements, mörderfetten Beats und dezent dosiertem Toasting schlau vom Gros der Hallhuber im Dub-Universum abgegrenzt, heute scheinen sie noch die bekifftesten ihrer Kollegen übertreffen zu wollen. Was früher nach Phuture klang, klingt heute nach ganz früher.

Zwischen diesen Polen entfalten Thievery Corporation ein Retro-Pandämonium aus psychedelischen Gitarren, Orgel-Eskapaden und Sitargeschlängel, das auch sehr gut in die Post-Woodstock-Depression gepasst hätte. Im Jahr 2005 wirkt ein Titel wie „Doors OfPerception“ nicht unbedingt gewagt, aber durchaus partytauglich – vorausgesetzt, es werden die entsprechenden Drogen dazu verabreicht.

Müssen wir nunmehr befürchten, dass Rob Garza und Eric Hilton ihre Berufskleidung statt bei Armani künftig im Headshop nebenan kaufen? So schlimm wird es wohl nicht werden. Wachsamkeit ist jedoch angezeigt, wenn zwei so profilierte und innovative Künstler sich auf Tauchfahrt ins Sitar-Nirvana begeben.

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