Das australische Quartett THE VINES soll die beste Band seit Nirvana sein – warum eigentlich nicht?

Es gibt wieder großes Lieschrei, wenn die Leute erst merken, dass die erste Vines-Platte „Highly Evolved“ nur ganz okay und kein Sonnensysteme spaltendes Meisterwerk ist, obwohl die englischen Musikzeitschriften das behauptet haben. Lasst den „NME“ (Titel am 1. Juni: „The Vines -The Screwed-Up Story Of The Best Band Since Nirvana!“) endlich in Ruhe, die sind wenigstens auch in trüben Zeiten begeisterungsfähig und trauen sich klare Entscheidungen zu. Genau so haben sich The Vines am vorstädtischen Hintern von Sydney doch jahrelang selbst geträumt, als beste Band der Neunziger (bis die Neunziger vorbei waren). Der Sänger und Verrücktspieler Craig Nicholls hatte das Album-Cover schon vor vier Jahren gemalt und in seinem Zimmer aufgehängt. Der wollte irgendwo hin, auch wenn er heute sagt, er habe sich immer nur für seine Songs interessiert und der Rest sei halt passiert.

Bassist Patrick Matthews erklärt ganz richtig: „Ehrgeizig zu sein und gleichzeitig Spaß zu haben am Musikmachen, ist kein Widerspruch. Aber man braucht schon den irren Glauben, dass das, was man macht, anders und neu ist. Man will das glauben, so als Wohnzimmerband wie wir. Man kann die Ansprüche an sich selbst nicht einfach zurückschrauben.“ Die Titelbilder zeigen The Vines so, wie sie sich selbst sehen – und wer sie so sieht, kann besser verstehen, worum es eigentlich geht: Das ist eine der jungen Bands (alle Mitglieder Mitte 20), die nur deshalb froh waren über die ersten anonymen Jahre, weil sie sich vom Urteil der Öfflfentlichkeit nicht gleich den Spaß verderben lassen wollten. Craig Nicholls, einer der jungen Sänger, die genau wissen, wo sie bei der Nachricht von Kurt Cobains Tod waren. Der den ganzen Tag auf den Stufen vor der Haustür der Eltern saß, wenn Matthews ihn mit dem Auto zur Bandprobe abholen sollte. So schrecklich ungeduldig.

„Dabei hatte ich als Teenager nie vor, eine Band zu gründen“, sagt der Bassist, der sich wunderte, als sich nach fünf Band-Jahren ein Manager bei ihnen meldete, weil er nicht gedacht hätte, dass es diesen Beruf im Jahr 2000 noch gibt. „Als ich Craig traf, merkte ich aber sofort, dass es mit ihm möglich sein würde, etwas hinzubekommen.“ Die Kombination aus Beatles (Patrick Matthews) und Nirvana (Craig Nicholls), so klingen The Vines. Brechen in Tobsucht aus, wenn alles zu straight wird, retten sich in die Arme Paul McCartneys, wenn der Wahnsinn zu nahe kommt.

Rock’n’Roll war immer Glaubens-, nie Vertrauenssache. Wer an die Vines glaubt, wird einen schönen Sommer haben.

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