Die 100 besten Debütsingles aller Zeiten
Die komplette Liste der besten 100 Debütsingles aller Zeiten, gewählt vom amerikanischen ROLLING STONE. Eine Sammlung aus mehreren Jahrzehnten Pophistorie.
30. Chic: „Dance, Dance, Dance (Yowsah, Yowsah, Yowsah)“
Eines Abends, nachdem er Roxy Music live in London gesehen hatte, rief der Gitarrist Nile Rodgers seinen Bassisten Bernard Edwards in New York an und erklärte: „Ich hab’s kapiert.“ – Was kapiert? – „Das Konzept für unsere nächste Band.“ Das Duo gründete Chic mit dem Ziel, die sanfte Eleganz von Roxy Music mit der theatralischen Anonymität von Kiss zu verbinden. Mit ihrer ersten Single „Dance, Dance, Dance (Yowsah, Yowsah, Yowsah)“ – einem Disco-Mantra und einem sofortigen Top-10-Hit – brachten sie es auf den Punkt.
29. Lorde: „Royals“
Lordes Debütsong folgt einer langen Reihe von Durchbrüchen, die von dem Gefühl inspiriert sind, nicht gesehen zu werden. Auf „Royals“ reflektierte die damalige Teenagerin über den Luxus ihrer Zeit („gold teeth, Grey Goose, trippin’ in the bathroom“), der nicht ihrer Realität entsprach. Für eine solche Kritik des Exzesses klingt das Lied absolut luxuriös, wobei Lorde ihren Lebensstil wie die Art von behelfsmäßigem Glamour klingen lässt, mit dem sich jeder in ihrem Alter identifizieren könnte.
28. The Doors: „Break On Through (To The Other Side)“
Während das schlängelnde, raumgreifende „Light My Fire“ Jim Morrison und Co. ihre erste Nummer Eins gab, fesselte „Break on Through (to the Other Side)“ die rohe Rockband-Power der Doors. Keyboarder Ray Manzarek, der aus Ray Charles „What’d I Say“ abkupferte, und Gitarrist Robby Krieger gaben ein zeitloses Blues-Lick zum Besten, um den prägnanten Heuler zu kreieren (es sind weniger als zweieinhalb Minuten), aber die Gruppe verwandelte diese unbedeutenden Diebstähle in etwas ganz Eigenes. Als ein Stück Sunset Strip-Psychedelia klingt der Song heute noch genauso lebendig wie 1967.
27. Oasis: „Supersonic“
„You can have it all, but how much do you want it?“ Liam Gallagher höhnte in diesem Schmuckstück von 1994 und kündigte Oasis als die ehrgeizigste – und arroganteste – Band der aufkeimenden Brit-Pop-Ära an. Vom Gitarristen Noel Gallagher geschrieben und mit einem Nagel-auf-Tafel-Pick-Slide eröffnet, ließ „Supersonic“ die Rockfans aufhorchen. Es gab auch den Jungs aus Manchester den nötigen Auftrieb. An dem Tag, als „Supersonic“ herauskam – peng, die Menge war da“, sagte Noel Gallagher. „Sie singen deine Worte, die du unsinnigerweise um verdammt drei Uhr morgens aufgeschrieben hattest.“
26. New Order: „Ceremony“
Vier Tage bevor Joy-Division-Frontmann Ian Curtis sich erhängte, betrat die Band ein Aufnahmestudio, um einen eindringlichen neuen Song aufzunehmen, der seinen zerbrechlichen Geisteszustand widerspiegelte. „This is why events unnerve me“, sang er in einem drolligen Monoton. „They find it all, a different story.“ Nach Curtis Tod änderten die schockierten Mitglieder der Gruppe ihren Namen in New Order und gründeten ihre neue Band, indem sie über dieses letzte Werk ihres vorherigen Albums berichteten. Seitdem ist „Ceremony“ ein Eckpfeiler ihrer Live-Show und bleibt bei jedem Auftritt die perfekte Hommage an das Genie von Ian Curtis.
25. Credence Clearwater Revival: „Suzie Q“
John Fogerty gilt als einer der größten Rock-Songwriter aller Zeiten, doch Creedence debütierten mit einem Cover eines Rockabilly-Klassikers aus den 50er-Jahren von Dale Hawkins – und obwohl es zuerst der Song eines anderen war, machten sie „Suzie Q“ zu ihrem eigenen musikalischen Leitbild. Es gibt einen Überblick über das gesamte amerikanische Bayou-Land, das CCR in den nächsten Jahren erforschten. Fogertys Gitarre dröhnt wie eine apokalyptische Untergangsshow – der Klang des Vietnamkrieges ist nicht weit entfernt, was Sinn macht, da er noch in der Armee war. Die ganze Band stürzt sich in den Abgrund.
24. Missy Elliott: „The Rain (Supa Dupa Fly)“
Missy Elliot baute in den neunziger Jahren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte auf, indem sie Songs von Künstlern wie Aaliyah und Total schrieb und rappte. Die Erwartungen an ihre erste Solo-LP „Supa Dupa Fly“ (1997) waren hoch. Aber nur wenige konnten den überirdischen Klang ihres Debüt-Smashes erwarten, der Timabalands Slow-Drip-Beat und ein einsames Sample von Hi-Records-Soul-Sängerin Ann Peebles direkt in die R&B-Top 5 ritt. Das augenfällige Video des Songs war eines der besten der Ära, in dem Elliott gleichzeitig Supa und Dupa aussah, während sie etwas trug, das wie ein Müllsack aussah. „Es war nie ein Müllsack, sondern ein aufblasbarer Anzug aus Lackleder“, sagte sie später. „Und warum war ich da drin? Ich weiß es nicht.“
23. Buddy Holly and the Crickets: „That’ll Be The Day“
Buddy Holly war im Sommer 1956 gerade 20 Jahre alt, als er und sein Schlagzeuger Jerry Allison in ihrer Heimatstadt Lubbock, Texas, ins Kino gingen. Sie sahen den Westernklassiker „The Searchers“, in dem John Wayne jede Herausforderung mit der Zeile „That’ll be the day“ verspottet. Die Jungs mochten ihn so sehr, dass sie ein Lied darüber schrieben; die Welt hörte diesen Schluckauf und verliebte sich. „That’ll Be the Day“ wurde den Crickets zugeschrieben, da Buddy rechtlich mit einem anderen Label verstrickt war. Im September 1957 wurde es die Nummer eins. Kaum mehr als ein Jahr später kam Holly bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
22. Otis Redding: „These Arms Of Mine“
Die verheerend kurze Karriere von Otis Redding begann mit dieser herzzerreißenden Ballade, einem Song, der so intensiv und nachvollziehbar ist, dass der Mitbegründer von Stax Records, Jim Stewart, Redding einen Plattenvertrag anbot, als er ihn hörte. Der Song erfand praktisch die sehnsuchtsvolle Kunst des 60er-Jahre-Soul und fängt Reddings unwiderstehlichen Gesang ein, der zusammenbricht, wenn er „Come on baby/Just be my little woman“ plädiert. Er ließ „Pain in My Heart“, den erschütternden Titeltrack von Reddings Debüt-LP von 1964, erahnen; auf „These Arms of Mine“ bekommt er schließlich das Mädchen, aber sie dazu zu bringen, zurückzukommen und hier zu bleiben, erweist sich als ein Trauma, das noch schlimmer ist als unerwiderte Liebe.
21. The Beatles: „Love Me Do“
„Man kann hören, wie ängstlich sie sind – vier Jungs aus Liverpool, die keine Ahnung haben, was sie in einem richtigen Studio tun und zum ersten Mal ihre eigene Platte aufnehmen. (Als sie in Hamburg, Westdeutschland, den Chansonier Tony Sheridan bei seiner groben Version von „My Bonnie“ unterstützten, wurden sie definitiv nicht darauf vorbereitet). Als sie „Love Me Do“ auf der Bühne spielten, hatte John Lennon immer den Hook gesungen, aber George Martin entschied, dass John stattdessen Mundharmonika spielen sollte. Sie hören also, wie Paul McCartney es zum ersten Mal singt – wie er sagt: „Ich höre immer noch die Nervosität in meiner Stimme“. Aber das verstärkt nur noch die nervöse Aufregung, die jeder in „Love Me Do“ hören kann. Spoiler: Die Band wurde danach noch besser.“