Müll-Katastrophe beim Glastonbury: So sehr schaden Festival-Fans dem Planeten

Neue Plastik-Regelungen sollten nicht nur beim Glastonbury Festival eigentlich für eine umweltfreundlichere Festivalkultur sorgen. Doch ohne die persönliche Bereitschaft der Besucher wird das nichts.

Gute Stimmung, Sonne, Musik, Getränke und junge Leute in bunten „Hippie“-Outfits. So stellt man sich ein erfolgreiches Festival vor. Und auch aktuelle Bilder des berühmten Glastonbury Festivals im britischen Somerset sahen mal wieder erstmal danach aus, als wäre für ein paar Sommertage ein utopischer Mikrokosmos für Musik- und Partyfans erschaffen worden.

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Kurz bevor Pop-Ikone Kylie Minogue am Sonntagnachmittag die „Pyramid-Stage“ für ihr erstes Glastonbury-Konzert betrat, zog allerdings ein vollkommen anderer „Rockstar“ die Massen an: Naturforscher und Umweltaktivist Sir David Attenborough. Der 93-Jährige bedankte sich bei den Festivalgängern und lobte das diesjährige Verbot von Plastik in Form von Einweg-Besteck, Flaschen, Getränkedeckeln.

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Unter schallendem Applaus betonte der Brite die Wichtigkeit der neuen Plastikregelungen:

Mehr als eine Million Wasserflaschen wurden von euch nicht getrunken. Danke. Vielen Dank.

Das Publikum zeigt sich begeistert. Doch wie das Festival-Gelände von den meisten Besuchern nur Stunden später verlassen wurde, spricht Bände darüber, welchen individuellen Beitrag die meisten Menschen tatsächlich bereit sind zu leisten. Müll wurde achtlos auf dem Boden liegen gelassen, mitgebrachtes Plastikbesteck, Becher, sogar Zelte blieben zurück. Motto: Soll das mal jemand anderes entsorgen.

Fakt ist: Festivals sind eine Belastung für unsere Umwelt. Die Anreise, die meist mit Autos erfolgt, Plastikstrohhalme, Teller, Getränkebecher, Wasserversorgung. Doch das größte Problem ist ganz sicher die Wegwerfmentalität der meisten Fans, die trotz bester Absichten vieler Veranstalter, für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen, immer noch jede Ökobilanz zerstört.

Ein Zwei-Personen-Zelt besteht aus mehr Plastik als 87 Wasserflaschen. Plastik, das wohlgemerkt nicht recycelt werden kann. Zelte, die zum Spottpreis in Geschäften erhältlich sind und für viele nicht mehr als  Wegwerfware darstellen.

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Dabei sollten die jungen Besucher es doch besser wissen: Ein Glastonbury-Ticket beispielsweise kostet rund 250 britische Pfund (circa 280 Euro). Ein Großteil der Zuschauer kommt aus Mittelklassefamilien, es sind Studenten, Mitglieder einer Generation, die mehr oder weniger aufgeklärt aufgewachsen sind und im Zuge der immer bedeutsamer werdenden Umweltbewegung eigentlich täglich damit konfrontiert werden, auf was für eine Katastrophe die Menschheit langsam aber sicher mit ihrem Verhalten zusteuert.

Die Wegwerfmentalität vieler Zuschauer hat fatale Folgen für unsere Umwelt.
Die Wegwerfmentalität vieler Zuschauer hat fatale Folgen für unsere Umwelt.

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Doch nicht nur auf Festivals im Vereinigten Königreich ist der Müll ein Problem. Auf deutschen Geländen sieht es nämlich nicht besser aus. Auch hier ist die Wegwerfmentalität der Besucher bislang ein großes Problem.

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Was nicht viel kostet, wird auf den Grünflächen liegen gelassen werden. Doch natürlich können nicht nur Festival-Besucher dafür verantwortlich gemacht und angeprangert werden. Weitaus mehr Festivals sollten nach dem Beispiel Glastonburys festere Regelungen einführen – und es nicht bei Lippenbekenntnissen belassen.

Matt Cardy Getty Images
LEON NEAL Getty Images
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