Hegseth: Angriffspläne in ungesicherten Chats geteilt, um „die Medien zu koordinieren“

DerVerteidigungsminister behauptete, dass verärgerte ehemalige Pentagon-Mitarbeiter versuchen, seine Arbeit und die des Präsidenten zu sabotieren.

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Der umstrittene Verteidigungsminister Pete Hegseth sagte am Dienstagmorgen in einem Interview mit Fox News, dass er militärische Angriffspläne über Signal „zur Medienkoordination und für andere Zwecke“ weitergegeben habe. Wobei er behauptete, dass es sich um „informelle“ Pläne handele.

Am Sonntag berichtete The New York Times über die Existenz eines zweiten Signal-Chats mit dem Titel „Defense | Team Huddle“, in dem Hegseth hochsensible Luftangriffspläne gegen Houthi-Rebellen im Jemen weitergab. An dem Chat nahmen sein Bruder und Berater des Heimatschutzministeriums, Phil Hegseth, sein persönlicher Anwalt und seine Frau Jennifer Rauchet, eine Produzentin bei Fox News ohne offizielle Regierungsfunktion, teil. Die Enthüllung kommt wenige Wochen, nachdem Hegseth dieselben Pläne in einem anderen Chat geteilt hatte, in den der Atlantic-Redakteur Jeffrey Goldberg versehentlich hinzugefügt worden war. Was zu einer heftigen Kontroverse um Hegseths Leichtsinn führte.

Hegseth erklärte am Montag gegenüber Fox & Friends, dass dies alles „alte Geschichten“ seien. Und behauptete, dass „niemand Kriegspläne per SMS verschickt“. Hegseth stützt sich möglicherweise stark auf die technische Definition des Begriffs „Krieg“, um sich zu entschuldigen. Anschließend sprach er weiter über die Weitergabe der Angriffspläne.

„Eine informelle, nicht klassifizierte Abstimmung für die Medienkoordination“

„Ich bin jeden Tag im Pentagon. Vor zehn Minuten habe ich mir noch aktuelle Kriegspläne angesehen. Für Dinge, die gerade laufen oder bevorstehen“, sagte Hegseth. „Was damals und heute über Signal geteilt wurde, war, wie auch immer man es bezeichnen mag, eine informelle, nicht klassifizierte Abstimmung für die Medienkoordination und andere Dinge.“

Hegseth beschuldigte „linke Reporter“. Und verärgerte ehemalige Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, die nach einer schlampigen Untersuchung von Informationslecks im Ministerium entlassen worden waren. Er beschuldigte sie, Anschuldigungen gegen ihn zu erfinden, um „Präsident Trump zu schaden“.

„Ich möchte, dass dies ganz klar ist. Wir nehmen die Geheimhaltung von Informationen sehr ernst. Es ist für uns von großer Bedeutung, dass wir sie schützen“, sagte der Minister. Und behauptete, er führe eine laufende Untersuchung zu Informationslecks im Ministerium durch.

„Wenn man Leute entlässt, von denen man glaubt, dass sie geheime Informationen weitergeben […], warum sollte das dann jemanden überraschen?“, sagte Hegseth. „Wenn genau diese Leute weiterhin genau denselben Reportern alle Informationen weitergeben, die sie für notwendig halten, um die Agenda des Präsidenten oder des Ministers zu sabotieren. Einmal ein Informant, immer ein Informant, oft ein Informant.“

„Fake News“

Einmal ein Informant, oft ein Informant scheint auch auf Hegseths eigene Weitergabe sensibler Pentagon-Materialien an seine Verbündeten über ungesicherte Gruppenchats zuzutreffen. Aber die Trump-Regierung steht, zumindest vorerst, zu ihrem Mann.

Das Weiße Haus veröffentlichte Ausschnitte aus dem Fox-News-Interview auf X. Und bezeichnete die Vorwürfe gegen Hegseth als „Fake News“. Am Montag sagte Trump gegenüber Reportern, dass „Pete einen großartigen Job macht“ und „alle mit ihm zufrieden sind“.

Die Bekräftigungen kommen nach einer Woche des Chaos um Hegseth und das Verteidigungsministerium. Letzte Woche wurden drei hochrangige Pentagon-Beamte entlassen, nachdem sie von Hegseth und anderen Beamten ihrer Meinung nach „unzumutbar“ behandelt worden waren und „unbegründete Angriffe“ gegen sie erfolgt waren.

Am Sonntag schrieb der ehemalige Pentagon-Sprecher John Ullyot in einem Kommentar, dass „es schwer vorstellbar ist, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth noch lange in seiner Position bleiben wird“, da die „Dysfunktionalität des Pentagon mittlerweile eine große Ablenkung für den Präsidenten darstellt“. Hegseth reagierte darauf am Montag bei der jährlichen Ostereiersuche im Weißen Haus mit einer Tirade darüber, dass die Reporter bei der Veranstaltung „Hoaxster“ seien.

Öffentlich unterstützt der Präsident Hegseth weiterhin. Doch laut einem Bericht vom Montag von NPR prüft das Weiße Haus Optionen, um Hegseth als Verteidigungsminister zu ersetzen. Das Weiße Haus hat den Bericht natürlich dementiert.

Nikki McCann Ramirez schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil