Ivan Neville – Paris, Chesterfield Café

Paris im Winter ist wunderbar. Keine Touristenmassen, man bleibt „entre nous“ und geht mit Wonne aus. Neuestes „Must“ ist das Chesterfield Café, rechts der Seine. Eine original nachgebaute US-Südstaatenkneipe mit Riesenbieren (14 Mark pro Glas!), Spareribs und Guacamole. Dazu spielt wochenweise eine andere Band ab 23 Uhr bis in die Puppen. Für diese Woche gibt sich Ivan Neville samt Band die Ehre, also US-Rock mit New-Orleans-Flair.

Den Kids im Cafe scheint zunächst egal zu sein, wer da spielt, sie zelebrieren natürlich eher sich und ihre Coolness. An meinem Tisch geraten sie aber dann doch zusehends aus ihren Cashmere-Zwirnen, als sie den Namen „Neville“ vernehmen. Aarons Sohn lebt zwar schon seit Jahren nicht mehr bei seiner Traditionsfamilie am Mississippi, der Neville-Ruhm aber klebt – und Ivan wird dem Glänze der Vorfahren über zwei Stunden lang mehr als gerecht Da könnten auch die übrigen Neville Brothers mit dem Jungen zufrieden sein.

„Right Now“ legt er los. „Ravissant!“ begeistern sich „Les Kids“ und spielen Luftgitarre. I’m Standing“ singt Ivan mit seiner kehligen Stimme, sein bester Freund Keith Richards wäre stolz auf ihn. Ein absolut zuverlässiges Rolling und Rocking und „Fonkey Feeling“. Die Band zeigt bravourös, was man in der großen Rhythmus-Schule von New Orleans gelernt hat: Ja, es toben die Synkopen. „Fire On The Bayoo“ fehlt ebensowenig wie „If My Ancestors Could See Me Now“.

Ivan kann sicher sein, daß seine Vorfahren ihm gratulieren würden. Schließlich bringt nicht jeder Musikus eine coole Pariser Rich-Kid-Meute zum kollektiven Ausrasten. Trotz Bier zu Champagnerpreisen und einem problemarischen Ambiente: ein Abend der Sonderklasse. Nach Paris – des Ivan wegen.

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