Jahresrückblick: Würden Sie in ein Flüchtlingsboot steigen, Herbert Grönemeyer?

Das muss er nicht, sagt er. Musiker seien vor allem dafür da, zu trommeln und Mut zu machen.

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ROLLING STONE: Sie haben vor einigen Monaten ein Foto gepostet, das Sie mit einer Schwimmweste zeigt. Das kam ohne Kommentar –war aber Ihre Stellungnahme zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer, oder?
Grönemeyer: Darüber zu debattieren, ob man Schiffbrüchige retten soll, empfinde ich als einen degenerierten Hirnzustand. Geht einfach gar nicht. Unterlassene Hilfeleistung steht unter Strafe in Deutschland. Allein die Debatte halte ich für sehr merkwürdig. Man kann sich über die Zustände in Libyen unterhalten, was da in den Flüchtlingslagern passiert. Ich beschäftige mich schon immer mit Dingen der Zeit – aber es gibt Dinge, zu denen man nichts mehr sagen muss. Man würde sie zerreden. Ich glaube auch nicht, dass ich die Welt erklären muss. Ich tue etwas, aber ich muss mich nicht zu allem äußern.

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Würden Sie auf einem Rettungsschiff mitfahren?
Muss ich ja nicht. Weil ich die Leute von Mediterraneo treffe und die mir von ihrer Arbeit erzählen. Musiker sind dafür da, zu trommeln und Mut zu machen. Rupert Neudeck, der in den 70er- und 80er-Jahren mit der Cap Anamur die Flüchtlinge im Chinesischen Meer gerettet hat, schrieb einmal, dass sie an Bord oft „­Bochum“ über riesige Boxen gehört haben. So sehe ich die Funktion: Ich versuche den Mut der Menschen hochzuhalten, die das tagtäglich machen. Denen ich Respekt zolle. Ich mache Musik, das ist mein Teil. Und ich kann es in die Öffentlichkeit tragen.

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