Led Zeppelin: Die “Stairway to Heaven”-Posse geht weiter
Der Anwalt, der behauptet “Stairway to Heaven” sei geklaut, reichte offiziell Klage ein - und versah sie mit Humor und Fehlern
Vor gut zwei Wochen berichteten wir erstmals über die Plagiatsvorwürfe gegen Led Zeppelin in Sachen “Stairway to Heaven”. Bislang war es fraglich, ob es überhaupt jemals zur Klage kommen würde, denn zum einen bügelte Jimmy Page die Vorwürfe, wonach er das Intro zu “Stairway to Heaven” aus dem Instrumentalsong “Taurus” der Band Spirit geklaut haben soll, barsch als “Lächerlich” ab. Zum anderen tauchten Stories auf, die an der Glaubwürdigkeit des Anwalts Francis Malofiy kratzten.
So hatte dieser vor kurzem einen Klienten in einer erfolglosen Plagiatsklage gegen Usher vertreten und sich dabei dermassen unprofessionell und ungebührlich benommen, dass der Richter eine Entziehung von Malofiys Anwaltszulassung empfahl. Doch nun ging Malofiy tatsächlich den nächsten Schritt: am Freitag reichte er Klage beim Gericht in Pennsylvania ein. Das komplette, 39-seitige Dokument kann man jetzt im Internet einsehen, und es ist – egal, ob nun an den Vorwürfen was dran ist oder nicht – ein für Rock-Historiker und Fans durchaus interessantes Stück Lesestoff.
So wird darin unter anderem detailliert geschildert, wie und wo Spirit-Gitarrist Randy California ursprünglich von Jimi Hendrix entdeckt wurde, wie begeistert Led Zeppelin von Spirits Musik gewesen seien, welchen Song von Spirit sie live coverten und wie Jimmy Page das Theremin, das Instrument, das diese seltsam verstrahlten Töne in “Whole Lotta Love” generiert, nur deshalb entdeckte, weil Randy California zuerst eines spielte.
Auch spannend: das Kapitel, in dem 17 weitere Songs aufgelistet werden, die Led Zeppelin im Laufe ihrer Karriere angeblich geklaut haben sollen. Darunter sind bekannte Fälle wie “The Lemon Song” und “Dazed and Confused”, bei denen sich Led Zeppelin aussergerichtlich mit den Klägern geeinigt hatten, aber auch weniger bekannte wie beispielsweise “Black Mountain Side” und “Nobody’s Fault But Mine”, bei denen es nie zu offiziellen Klagen oder Einigungen kam – manchmal schlicht aus dem Grund, dass den angeblich Geprellten das Geld für Anwälte fehlte.
Besonderes Bonbon der Anklageschrift, und Zeichen dafür, dass Malofiy wenn schon keine Manieren im Gerichtssaal so doch zumindest einen gewissen Sinn für Humor hat: einige Überschriften sind in der Schriftart “Kashmir” verfasst, dem gleichen Font, den Led Zeppelin unter anderem auf dem Cover ihres Live-Albums Celebration Day verwendeten. Über diese Spielerei beging der Anwalt allerdings (mindestens) einen Fehler: John Paul Jones, unter den Beklagten aufgeführt, ist lediglich ein Künstlername. Der bürgerliche Name des Led Zeppelin-Bassisten, und somit der, der in der Klage genannt werden müsste, lautet John Baldwin. Bleibt abzuwarten, ob das Gericht die Klage zulässt – oder allein schon wegen solch eines Formfehlers abweist.