Metallica: Kirk Hammett verrät sein liebstes Gitarrensolo

Plus: Der Gitarrist bekennt, wie sein freier Oberkörper ihn zu Höchstleistungen trieb

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Der Einstieg von Kirk Hammett bei Metallica verlief nicht ganz reibungslos. Als der Gitarrist im April 1983 beschloss, seine Ur-Band Exodus zu verlassen, zeigte sich deren Sänger Paul Baloff wenig amüsiert. Er meinte trocken zu Hammett, „ich kann einfach nicht glauben, dass du sowas machst“ – und leerte ein Bierglas über seinem Kopf.

Eine „verdammt gute“ Periode seiner Gitarrenkarriere

Ein Vorfall mit Langzeiteffekt: Zünftig geduscht ersetzte Hammett seinen Metallica-Vorgänger Dave Mustaine, der mit Drogenproblemen zu kämpfen hatte und später frustriert-verärgert die Band Magadeath gründete. Der aus Russland stammende Baloff wiederum wurde 1985 von Exodus gefeuert. Er verstarb im Februar 2002.

Im Interview mit der UK-Ausgabe des „Metal Hammer“ erzählt Kirk Hammett nun allerlei Anekdoten aus vier Jahrzehnten beim legendären Thrash-Metal-Quartett. Dabei wird auch die Frage nach seinen besten Allzeit-Momenten als Gitarrist gestreift.

Anstatt das ungestüme, technisch anspruchsvolle Material von Metallica aus den 1980er-Jahren zu wählen, benennt er das so genannte „The Black Album“ von 1991 (das ursprünglich keinen Titel hatte) als Krönung seiner fingerflinken Leistungen.

Trotz anfänglicher Zweifel verortet Hammett hier eine „verdammt gute“ Periode seiner Gitarrenkarriere. Seine Soli auf „The Black Album“ hätten sich alle fast von selbst geschrieben. Es hätte alles wundersam geklappt, wobei erste Schwierigkeiten die Magie seines Spiels entfesselten.

„The Unforgiven“ als Höhepunkt

„Es gab ein paar Dinge, auf die ich nicht vorbereitet war, etwa das Solo zu „My Friend of Misery“. Auch bei „The Unforgiven“ hakte es anfangs, was ziemlich gut dokumentiert ist. Doch am Ende von „The Unforgiven“ kam es so spontan über mich, so dass ich von da an alles so machen wollte.“

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Dieses Solo wäre rohe Emotion gewesen. „Ich hatte erst keine Ahnung, was ich tun sollte. Es kam alles zu mir, während ich spielte – echte Improvisation! Danach war ich so glücklich, wirklich aufgeregt und inspiriert. Ich wusste, dass ich mehr davon machen musste. Seit diesem Moment habe ich daran gearbeitet, besser zu improvisieren und musikalische Impulse zu schaffen, die auch gut hörbar sind. Ich wollte komplette Soli auf natürliche Weise gestalten.“

„Black Album“ ist das meistverkaufte Metal-Album aller Zeiten

Produzent Bob Rock hatte ihm anfangs noch vorgeworfen seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. „Keine Ahnung, wovon er sprach. Ich kam mit all diesen Ideen ins Studio, aber sie funktionierten einfach nicht! Ich stand mit nacktem Oberkörper da und wusste nicht, was ich tun sollte. Bob wollte seinen Sound für mich optimieren. Sie sagten: ‚Spiel einfach!‘ und ich dachte: ‚Arrrgh!‘ Ich hatte vielleicht eine Minute Zeit, mich in eine richtige Stimmung zu versetzen. Ich musste einfach alles ausblenden und emotional tief gehen. Wir begannen neu, und ich hatte keine Ahnung, was ich spielen sollte.“

Mit dem im August 1991 veröffentlichten „The Black Album“ fusionierten Metallica ihre Thrash-Wurzeln mit Heavy Metal. Für die Hardcore-Fans der Anfangsjahre brandmarkten diesen Stilwechsel als „sellout“. Jedoch zählten die Hits wie „Enter Sandman“, „Sad But True“, „The Unforgiven“ oder „Nothing Else Matters“ für die Ewigkeit. Die Platte hat allein in den USA mehr als 20 Millionen Einheiten verkauft, weltweit etwa 30 Millionen. Damit ist ihre fünfte Studioproduktion das meistverkaufte Metal-Album aller Zeiten.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.