Mit den Walkabouts in der Sackgasse, setzen CHRIS & CARLA auf die familiäre Variante

Vielleicht, meint Chris Eckman selbstkritisch, sei er zu „arrogant und naiv“ gewesen. Plattenkonzerne wären halt keine Konzerne, würden sie nicht nach der ganzen Hand greifen, sobald sie den kleinen Finger haben. Der hieß „The Light Will Stay On“ und „erkaufte uns kreativen Freiraum“. Dachte er. Doch das orchestrale Konzeptwerk „Nighttown“ danach entpuppte sich als kommerzieller Flop – was den vermeintlichen Freiraum gleich wieder schwinden ließ. Heute jedenfalls glaubt Eckman zu wissen, daß „wir den Fehler machten, gleich zu Beginn einen kleinen Hit zu landen. Jetzt wird’s schwieriger.“

„Ziemlich befriedigend“ also, daß da noch eine von Business-Erwägungen weitgehend ungetrübte kreative Quelle als kleine Zweit-Karriere angezapft werden kann. „If Rock’n‘ Roll can’t win, don’t even begin“, singen Eckman und Partnerin Carla Torgerson denn auch zum Abschluß des neuen Albums „Swinger 500“. Eine Erkenntnis, die weniger auf Märtyrer-Stars wie Eddie Vedder gemünzt ist, vielmehr auf Kollegen ohne monetäre Meriten. Eckman: „Ich bin all diese weinerlichen Typen leid, die immer bloß darüber jammern, wie schrecklich es sei, Musik zu machen, wie mies das Geschäft sei. Wer schon so drauf ist, soll doch gleich aufhören. Es gibt ohnehin viel zuviel Musik da draußen.“

Stand „Life Full Of Holes“, das erste Duo-Werk, 1994 auch noch illustren Gästen (Peter Bück, Tindersticks) offen, so verharrt „Swinger 500“ hermetisch-intim im Duo-Universum. Statt gewohnt geschwungener Storylines entwarfen die beiden fast im Alleingang Momentaufnahmen aus Beziehungen, nicht zuletzt der eigenen. „Bei den Walkabouts“, grenzt Eckman ab, „bleiben unsere persönlichen Dinge außen vor. Es ist schließlich eine Band, in die auch andere involviert sind.“

Der behutsame Einsatz von Elektronika, der noch auf „Nighttown“ auch thematisch Sinn machte, soll künftig nicht weiter forciert werden. „Viele Leute sehen darin ja eine Chance, sich quasi nochmal neu zu erfinden“, bilanziert Eckman. Im Falle der Walkabouts sei es wichtiger, „die eigene Kontinuität zu wahren“, statt voll auf Trend zu setzen.

Fürs nächste Walkabouts-Album schwebt ihm derzeit ein „Memphis-Soul-Sound mit Bläsern“ vor. Möglichst noch 1998 soll ein Trio-Album mit alten Appalachen-Songs (und Mitstreiter Danny Barnes/ Bad Livers) realisiert werden. „Danny nennt’s slow-grass“, lacht Eckman, der freimütig eingesteht, daß der Rock’n’Roll so manches Mal beinahe nicht gewonnenund er gern das Handtuch geworfen hätte. Wie beispielsweise im letzten Jahr, als ihm der Streß mit der (Walkabouts-) Plattenfirma doch „arg zusetzte“ und „unsere eigene Wahrnehmung ernsthaft störte“.

Und? Ist jetzt wieder alles im Lot? Eckman, der mit Carla auch schon im unwirtlichen Alaska arbeiten mußte und notfalls noch immer als Lehrer seine Brötchen verdienen könnte: „Mein Problem besteht wohl darin, gewisse Leute davon zu überzeugen, daß ich eigentlich gar nicht mehr Erfolg will.

Aber es hilft, einfach immer weiterzuarbeiten. Dann wirst du ständig erinnert, warum du dies eigentlich tust. Und außerdem können dir Außenstehende auch viel mehr hineinreden, wenn du immer drei Jahre wartest mit deiner nächsten Platte.“

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