„Niveau eines Furzkissens“: Campino schießt erneut gegen Jan Böhmermann

In einem Interview stellte der Sänger der Toten Hosen noch einmal seine ECHO-Kritik richtig - und ging auf das Erdogan-Gedicht des „Neo Magazin Royale“-Moderators ein.

Campino, der Frontmann der Toten Hosen, hat in einem Gespräch mit der „Frankfurt Allgemeinen Sonntagszeitung“ (30. April) kein gutes Haar an Jan Böhmermann gelassen. Angesprochen auf die Kritik, die er in einer Rede bei der Verleihung des ECHO vor wenigen Wochen geübt hatte, stellte der Sänger klar, dass er die Deutschpop-Parodie des Satirikers („Menschen Leben Tanzen Welt“ – Jan Pandzko) gar nicht gesehen hätte, als er vom „Böhmermannschen Zeitgeist-Geplapper“ sprach.

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Medien hatten die Worte als Replik auf Jan Böhmermanns auch in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ und in sozialen Netzwerken verstärkte Nörgelei gegen den Musikpreis verstanden. Nachdem Campino sich nun über das auch in den Charts erfolgreiche Lied informiert habe, komme er aber zu dem Eindruck, dass Böhmermann hier genau jenen Zynismus beweise, den er ihm beiläufig in seiner ECHO-Rede attestiert hatte. Es sei nämlich geradezu ironisch, dass der Komiker sich über die Sucht junger deutscher Musiker nach Ruhm lustig mache, obwohl es in Deutschland seiner Meinung nach kaum einen Menschen gebe, „der mehr um Aufmerksamkeit bettelt als er“.

Gleich zur Kanzlerin rennen – das geht gar nicht

In dem Interview mit der „FAS“ geht Campino auch auf das Schmähgedicht ein, das Jan Böhmermann in seiner TV-Sendung über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan verfasst hatte. Nach Meinung des Musikers rechtfertige es ganz sicher keine juristischen Schritte, bewege sich aber „auf dem Niveau eines Furzkissens“.

Szene aus „Neo Magazin Royale“
Szene aus „Neo Magazin Royale“

Vor allem Böhmermanns Hilferuf nach Kanzlerin Merkel, nachdem herauskam, dass Erdogan rechtliche Schritte gegen den Comedian einleiten würde, empfand Campino als Peinlichkeit: Es gehe gar nicht, „zur Kanzlerin zu laufen und zu sagen, bitte nimm mich in Schutz, wenn er mal irgendwo jemandem in den Vorgarten gepinkelt hat und erwischt wurde.“

Böhmermann vs. Campino

In der Vergangenheit waren Campino und Jan Böhmermann schon mehrfach aneinander geraten. So hatte der ZDF-Moderator dem Kopf der Toten Hosen im Jahr 2015 vorgeworfen, mit Charity-Aktionen wie „Band Aid 30“ letztlich keinem Menschen zu helfen, sondern lediglich Werbung in eigener Sache zu machen. Böhmermann bastelte aus dem Weihnachtsklassiker „Do They Know It’s Christmas?“, den die Toten Hosen gemeinsam mit mehr als 20 anderen Musikern neu eingespielt hatten, die „Neo Magazin“-Parodie „Do They Know It’s Scheiße?“.

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In einem Interview mit Zündfunk hatte Campino dann mit deutlichen Worten auf Böhmermanns Fundementalkrtik an derartigen Spendenaktionen reagiert. „Ich glaube, er selber kann für sich in Anspruch nehmen, dass er dadurch wirklich sehr sehr viele Spendengelder verhindert hat“, so der Sänger damals. „Wenn ihm das irgendwie ein Gewinn ist, dann soll er sich darüber freuen.“

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Indirekt machte Campino den Satiriker auch dafür verantwortlich, dass viele junge Musiker aus „Angst vor Häme“ politisch keine Stellung mehr beziehen würden: „Inwieweit der Böhmermann außer diesem Sachschaden auch noch dafür verantwortlich ist, dass viele deutsche Künstler sich nicht mehr trauen, sich irgendwie einzubringen: Angst vor Häme, Angst seine Coolness zu verlieren. Das wird damit eventuell zusammenhängen. Für mich ist der Typ nur ’ne arme Wurst.“

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