Rammstein: Christoph Schneider und sein Schrei nach Liebe

Vor den Konzerten in Bern: Das Statement von Drummer Christoph Schneider dokumentiert eine verfahrene Situation.

In Bern business as usual. „Am Samstag und Sonntag finden in Bern die Konzerte der Band Rammstein statt. Im Raum Wankdorf ist daher mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen“, meldet das Schweizer Nachrichtenportal nau.ch.

Die Maschine läuft, während im Maschinenraum Unruhe herrscht, womöglich gar die Fetzen fliegen.

Die am gestrigen Nachmittag (16. Juni) veröffentlichte Stellungnahme von Schlagzeuger Christoph Schneider zu den Vorwürfen rund um den Fall „Row Zero“ dokumentiert ein Zerwürfnis innerhalb der Band. Die Geschäfte müssen auf Hochtouren laufen. Doch das Gewissen macht beim 57-jährigen Schlagwerker offenbar nicht mehr mit.

Die Einwürfe werden als „persönliche Emotionen und Gedanken“ deklariert. In dem ungewöhnlichen langen und nicht im sonst üblichen Jura-Jargon gehaltenen Beschwichtigungs-Schreiben wird im Wesentlichen festgehalten, dass es Sänger Till Lindemann war, dem über die Jahre immer mehr die Pferde durchgegangen sind.

„Alles, was ich von Tillys Partys mitbekommen habe, waren erwachsene Menschen, die miteinander gefeiert haben“, so Schneider.

Nochmal kurz zusammengefasst. Schneider sagt: Ich zeige Mitgefühl, wasche aber meine Hände in Unschuld. Und – ganz wichtig – wir werden das alles GEMEINSAM durchstehen.

In den Kommentaren auf Social Media überwiegt über diese Ausführungen die Häme. Es wird aber auch vielfach Verständnis für die „Drucksituation“ gezeigt, in der Rammstein seit Wochen stecken. So heißt es etwa bei einem Daniel: „Nur noch zum kotzen diese Vorverurteilungen …“

Eine DornenResli dagegen schreibt: „Das Statement von Christoph Schneider empfinde ich als Witz. Gar nicht so subtil wird Frauen darin immer wieder Schuld gegeben. Die leise Distanzierung zu Till wirkt wie ein Versuch, den eigenen Arsch zu retten: ‚Wir wussten von nichts'“.

Auch die streitbare Aktivistin und Ex-Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth ergreift in einem Posting das Wort:

„Zu spät. Zu schlapp. Zu feige. (Dazu seine Weitpinkel- und Henker-Fotos auf Instagram. Wer soll den ernst nehmen?) Aber juristisch nützlich. #Rammstein wird den Konflikt nicht überstehen, egal was Gerichte entscheiden“.

Nach Informationen der „Bild“ soll im Lager der Band seit mehreren Tagen an einem neuen und gemeinsames Statement gebastelt worden sein. „Doch dabei sind sie offensichtlich gescheitert“, heißt es dort. Schneiders Ausbruch hätten die anderen Rammsteiner überrascht und soll auch „nicht abgesprochen gewesen sein“.

In Bern wiederum schaltet Großveranstalter Gadget abc Entertainment Group auf Abwehr. In einem offenen Brief an die Schweizer Jungsozialisten (juso) heißt es zu den Konzerten an diesem Wochenende im Profi-Duktus:

„Was die sogenannte ‚Row Zero‘ im Spezifischen betrifft, ist angesichts der aktuellen Diskussion zu erwähnen, dass es sich um eine für den Konzertbetrieb notwendige Einrichtung unmittelbar vor der Bühne handelt, etwa für Sicherheitsdienste, Fotograf:innen etc. An den bevorstehenden Konzerten werden sich über die notwendigen Funktionen hinaus keine weiteren Gäste in dieser Zone aufhalten.“

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