Ramones – Berlin, Huxley’s Neue Welt

Den vierten Akkord haben die vornehmsten Vertreter der Minimalistenzunft nur mal ausnahmsweise eingesetzt – und dann mit grimmigem schlechtem Gewissen. 20 Jahre und weit über 2000 Live-Shows haben ihre Spuren hinterlassen. Joey Ramone, dem sein Körper zeitlebens eine Bürde war und der dennoch drei Generationen von Punks den Pogo gelehrt hat und ganz nebenbei den aufrechten Gang, ist müde geworden.

Die Auszeiten, die er sich während der Konzerte genehmigt, sind über die Jahre immer länger geworden und werden inzwischen – gabba gabba weh! – von Bassist CJ dazu genutzt, sein wüstes Oi!-Gebell anzustimmen und so manche sublime Ramones-Melodie in die Knie zu zwingen. Es krampft und stampft, und nicht einmal „The KKK Took My Baby Away“ vermag dem rostigen Sound Glanz zu verleihen.

Die Cover-Versionen kommen merkwürdigerweise besser weg, sind noch nicht in Ramones-Routine erstarrt. Arthur Lees „7 And 7 Is“ etwa und vor allem Bob Dylans „My Back Pages“: / was so much older then… Schon wahr, „Old Age Lobotomy“ ist nichts, worauf man sich freuen könnte, und das Schockpotential von Bruder Johnny erschöpft sich in dem Bekenntnis, das er auf dem T-Shirt spazierenträgt: „I’m so grateful Jerry ist dead.“ Wenn das nicht lustig ist Dem Tempo von Drum’n’Bass kann er sowieso nur noch mit größter Mühe folgen, weshalb die Ramones 68 Minuten brauchen für 26 Songs, die sie in besseren Tagen gnadenlos komprimiert hätten auf ungefähr eine dreiviertel Stunde. „I Wanna Be Sedated“ war so eigentlich auch nicht gemeint. Doch Abschiede sind schmerzhaft, auch wenn wir wissen, daß die Zeit dafür reif ist. Unser Mitleid gilt indessen den Nachgeborenen. Hey ho, let’s go… home.

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