Remain In Light – Talking Heads

Punkte: 158

Aufschlussreich sind die Bemerkungen, die David Byrne im Booklet zum Boxset „„Once In A Lifetime“ (Rhino, 2003) zur Plattensammlung der jungen Talking Heads macht: In Chris Frantz‘ Loft auf der Chrystie Street in Manhattan, wo die Band zu Beginn ihrer Karriere auch probte, fanden sich unter anderem die Stooges, John Cale, Funkadelic, O’Jays und James Brown – eine etwa zu gleichen Teilen aus Rock-Avantgarde, Punk, Funk und Soul bestehende Mischung, womit das musikalische Wirkungsfeld der Talking Heads über ihre gesamte Schaffenszeit, von den Anfängen 1976 bis zum letzten Album „Naked“ im Jahr 1988, hinreichend umrissen ist.

Bei „„Remain In Light“, dem vierten Studioalbum der Band, lag nun der Fokus so deutlich auf der schwarzen, der rhythmischen Seite der Musik, wie dies weder vorher noch nachher im Euvre der Heads zu hören war. Gemeinsam mit Produzent Brian Eno hatte die Band ungeheuer dichte, unaufhörlich pluggernde polyrhythmische Teppiche geknüpft, auf die sie alsdann stimmungsvolle und filigran konstruierte Klangmauern türmte, denen es weniger auf kompakte Songstrukturen als auf eine hypnotische Gesamtwirkung anzukommen schien. Sogar die etwas spröde Zickigkeit, die diese New Yorker Vereinigung ehemaliger Kunststudenten und vor allem ihren intellektuellen Frontmann auszeichnet, ging im verschwenderisch üppigen Groove von Stücken wie dem euphorischen „Once In A Lifetime“, dem introspektiven „„Listening Wind“ und dem vitalen Opener „ „orn Under Punches (The Heat Is On)“ verloren. Erstmals hatte die Band auf „„Remain !n Light“ jede Menge Gastmusiker eingesetzt, darunter Robert Palmer, Nona Hendryx, Adrian Belew sowie einen Bläsersatz – Additive, die der traditionell eher kühlen Heads-Musik zu überraschender Sinnlichkeit verhalfen. Wenn sich David Byrne die perfekte Synthese aus der Körperlichkeit schwarzer Musik und dem kühlen Intellekt der Kunsthochschulen auf die Fahnen geschrieben hatte, dann war er diesem Ziel mit der so aufregenden wie clever konstruierten Musik von „Remain In Light“ so nahe wie nie.

Von den vielen sehr guten bis phantastischen Alben der Talking Heads ist „„Remain fn Light“ das wohl homogenste, innovativste und musikalisch reichste. Das einflussreichste zudem, denn sein weltmusikalischer Ansatz, der hier zum ersten Mal im Umfeld der New Wave zu hören war, sollte in den Achtzigern noch Schule machen.

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