3,5 Timbaland Presents Shock Value

Vor über 10 Jahren erklang auf auf „Ginuwine… The Bachelor“, dem Debüt des gleichnamigen R&fB-Sängers, zum ersten Mal dieser muskulöse, aber gleichzeitig enorm reduzierte, mit Synkopen und ungewöhnlichen Rhythmen getunete Timba-Funk. Vor allem die Single „Pony“ machte deutlich, wie viel von dem Produzenten Tim Mosley alias Timbaland noch zu erwarten sein würde. Es folgte der Aufstieg im Team mit den alten Kumpels Magoo und Missy Elliott, dann unzählige Zusammenarbeiten mit der Oberliga des HipHop und mit R6r“B-Sängerinnen wie Aaliyah oder Destiny’s Child. Gegen Mega-Hits wie „Get Ur Freak On“ oder „Are You That Somebody“ klang selbst der innovative Club-Underground konventionell und langweilig. Als Solokünstler hatte Timbaland bisher leider nie auch nur annähernd denselben Erfolg wie mit seinen Arbeiten für andere.

Nun will es der Mann offenbar wissen und haut Trumpf auf Trumpf auf den Tisch: Justin Timberlake, Nelly Furtado, Snoop Dogg, Jay-Z. Gut, damit hatte man gerechnet, aber Elton John und The Hives? Okay, Sir Elton spielt nur Piano (das allerdings sehr hübsch, bei der Ballade „2 Man Show“) und die Hives sind dann doch bloß ein lebendes Sample — aber eins, das mit Kerosin befeuert wird. Die in diesem Rock-Block folgenden Stücke — mit She Wants Revenge, Fall Out Boy und den Newcomern One Republic —hätte man nicht vermisst. Timbalands Kunst ist es nun mal. Pausen und Leerstellen zum Klingen zu bringen. Das funktioniert beim dichten Sound einer Rockband erwartungsgemäß schlechter als bei der gigantischen Single „Give It“: Nelly Furtado und Justin Timberlake im Räderwerk der Zen-Stöckchen, ein Raum voller Bass-Eruptionen, die beiden singen trotzdem wie Engel. Die Präzision ist atemberaubend. Und dann erst „Bounce“ – wie da alles schwingt und wackelt. Missy Elliott, Dr. Dre und der hier ohnehin omnipräsente Timberlake machen es uns schön schmutzig und gaaanz langsam. Hätte das Album nur solche Stücke, würden fünf Sterne vermutlich nicht ausreichen.

Am Ende von „Shock Value“

fühlt man sich allerdings etwas überfressen, wie nach einer ausufernden Völlerei. Etwas weniger zur Schau gestellte Stilvielfalt wäre möglicherweise mehr gewesen. (INTERSCOPE/UNIVERSAL)

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