Alabama Shakes :: Boys & Girls

Eine große Stimme und mäandernde Songs aus den Südstaaten

Was für ein Furor: Brittany Howard jauchzt, wimmert, bebt, schmachtet und zetert, als hätte sie immer nur das eine Wort, die eine Note zur Verfügung, um den Rest der Welt von der Dringlichkeit ihres Anliegens zu überzeugen. Gleich zu Beginn, über einen lässigen Beat und das spröde Riff einer Southern-Spielerei, verkündet sie zärtlich maunzend ihr Credo: „I don’t know what I’m gonna go/ Don’t know where I’m gonna go.“ Denn natürlich hofft Howard auf somebody oder something, das wahre, das einzige Leben hinter der nächsten Ecke.

„Heartbreaker“, „You Ain’t Alone“ – bei dieser Frau geht es in jeder Sekunde um alles. Mit einer Stimme, die Muscle Shoals imaginiert, Aretha, Otis, Janis, aber auch den Southern-Rock der Kings Of Leon, dominiert sie die Musik der Alabama Shakes. Die Band spielt dazu einer vorbildlichen Ökonomie folgende Minimalismen, sogenannte Songs, die überwiegend auf ähnliche Weise strukturiert sind: Es wird abwechselnd laut und leise, auf verhaltene Strophen folgt der Ausbruch, das wallende Crescendo.

In ihren besten Momenten mäandert diese Musik dann scheinbar orientierungslos in alle möglichen Richtungen, umschmeichelt den Gesang, um dann gemeinsam in einem eruptiven Refrain zu explodieren wie im Motown-inspirierten „I Found You“, dem wohl besten Song auf diesem Debüt. In den weniger guten Augenblicken verlassen sich die Alabama Shakes zu sehr auf Howards Stimme. Jenseits der euphorisch-mitreißenden Dynamik, die sie offenbar auf der Bühne zu entfachen imstande sind – die Konzerte der eigentlich noch völlig unbekannten Band sind in den USA seit Monaten zuverlässig ausverkauft – wirkt ihre Musik auf Dauer bisweilen ein wenig ermüdend. So ist etwa „Hold On“ kein Song im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein loser Jam, getragen von Howards Vortrag, der jedoch nicht nur in diesem Fall auf eine klare Melodieführung verzichtet.

Das Spiel mit Stimme und Stimmungen beherrschen die Alabama Shakes perfekt. Wenn sie jetzt noch lernen, noch ein paar mehr richtig gute Songs zu schreiben, werden sie womöglich bald die Welt beherrschen. (ATO/Beggars) Torsten Groß

Beste Songs: „I Found You“, „You Ain’t Alone“

The Wedding Present ***¿

Valentina

Reminiszenzen und Raspelgesang zu rohem Gitarrengeschrumm

Zeitgenossen von David Gedge sind Duran Duran, Depeche Mode und Billy Bragg, um nur einige noch aktive Protagonisten der Ära zu nennen. Gedge und sein Wedding Present kamen als räudige Schrammler und Singles-Spezialisten hinzu, der Gitarrist hatte den härtesten Anschlag: Die Frühwerke klingen, als würden sie in Hochgeschwindigkeit auf rostigen Harken gespielt.

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