ARNE WILLANDER

Springsteen & I

In diesem Film erzählen Menschen davon, was ihnen Bruce Springsteen und seine Songs bedeuten. Gemein ist ihnen ein Gefühl, das auf Papier keinen Bestand hat, aber in allen Erzählungen spürbar wird. Die zarte asiatisch-amerikanische Lastwagenfahrerin, die auf ihren einsamen Fahrten mit Springsteens Songs von dem Bewusstsein überwältigt wird, wichtig zu sein, ja das Land selbst; der souveräne Familienvater, der beim Sprechen in seinem Auto plötzlich in Tränen ausbricht; das Paar aus New York, das kein Geld für eine Konzertkarte hat, aber in der schäbigen Küche verliebt zu den Songs tanzt; die junge Frau, die 1976 vor der Bühne stand und während „Jungleland“ heraufgezogen wurde; der Elvis-Imitator, der seine Viertelstunde Ruhm bekam. In den Erinnerungen scheint jene Wahrheit auf, die ans Unaussprechliche rührt und oft in bizarren Witz umschlägt.(Eagle Vision)

The Rolling Stones

Sweet Summer Sun – Hyde Park Live

„A gig’s a gig“, schnaubt Keith Richards zu Beginn, aber diese hier waren dann doch mal wieder etwas Besonderes: Im Sommer spielten die Rolling Stones zweimal im Hyde Park vor 100.000 Leuten -so ein Heimspiel im Grünen ist nach 50 Jahren Welteroberung ein schöner Grund, ein bisschen sentimental zu werden: „It’s like coming home -if you have one!“ Die zweistündige Show wird natürlich euphorisch aufgenommen, auch wenn es beim Greatest-Hits-Programm zwischen „Start Me Up“ und „Satisfaction“ kaum Überraschungen gibt -von Mick Taylors Stippvisite bei zwei Songs abgesehen. Man feiert die Stones ja nicht für ihren (erstaunlich fitten) Ist-Zustand, sondern für alles, was sie je waren. Und vor allem wie sie sich selbst feiern, macht immer wieder Freude. Auch als DVD/2-CD-, DVD/3-LP-Paket oder Deluxe-Edition mit Buch erhältlich.(Eagle Vision)

Joe Bonamassa

Tour de Force – Live In London

Mit 36 kann man keine Gitarren-oder Blues-Legende sein, auch Joe Bonamassa nicht. Aber er bemüht sich redlich, seit er in die Pubertät kam. Mit zwölf stand er das erste Mal mit B.B. King auf der Bühne. Mit Söhnen von Miles Davis, den Allman Brothers und Robby Krieger gründete er dann die Band Bloodline. Bonamassa ist dem Epigonentum nie entwachsen, trotzdem wird er jetzt schon selbst wie eine Legende vermarktet. Das riecht nach künstlichem Staub: Ein 36-Jähriger, der seinen eigenen musikalischen Werdegang mit vier Konzerten in unterschiedlichen Londoner Locations nacherzählt. Zurück in die Vergangenheit, die eigentlich nicht seine ist: Er spielt dazu eine 1961 Stratocaster von Rory Gallagher oder eine Gibson Les Paul von 1959, die mal Bernie Marsden gehörte. Die wirkliche „Tour de Force“ erlebt allerdings, wer statt der Vier-Gig-Version (neun Stunden Film, vier Stunden Bonusmaterial) die Deluxe-Edition mit sechs Konzerten geschenkt bekommt. (Mascot)

Morrissey

25Live

Das Solo-Bühnenjubiläum fand natürlich an einem besonderen Ort statt: in der Aula der Hollywood High School, die in „Rebel Without A Cause“ zu sehen ist. Vor dem Konzert haben die Zuschauer wie stets Gelegenheit, den Künstler zu preisen. Der beginnt, dem Genius loci entsprechend, mit „Alma Matters“, die Band rockt ohne Sensibilität, und Morrissey vollführt seine großen Schwünge, kommentiert den Anlass griesgrämig und singt ein eklektisches Programm. Nur zu gern reicht er das Mikrofon in die vorderen Reihen, wo einige Fans ihre Danksagungen vortragen; ein Knabe darf auf die Bühne und wird von Morrissey so gehalten wie das Baby auf dem Cover „Years Of Refusal“. Andere Verehrer, die auf die Rampe springen, werden zurückgezerrt. Morrissey, der am Bühnenrand Hände schüttelt, kann sich nicht entscheiden zwischen Nähe und Distanz, Empathie und Arroganz. Am Ende wirft er immerhin sein Hemd ins Auditorium.(Eagle Vision)

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates