Beats :: VON KLOOS &WELLNER

Wenn man so um 1989 durch Londons Clubs wandelte, dann flimmerte die Luft von dem Add-Jazz-Hype sowie Talkin’Loud-Vibe. Mit bebender Ehrfurcht erzählte man sich von einem unscheinbaren nerd, der in einem Laden in der Portobello Road stilsicher die unglaublichsten Black Music/Jazz-Platten verkaufe. In den folgenden Jahren wurde JAMES LAVELLE, genannt „Holygoof‘, als Labeleigner von Mo‘ Wax, DJ und Musikologe zur Legende. Dem japanischen Label Major Force style freaks, die schon Ende der 80er Jahre Jazzbreaks mit fetten Beats mixten – bescherte er z. B. den Durchbruch im Westen. “ The Original Artform“ (Motor) ist ein 2-CD-Sampler mit allen alten Perlen des Labels, also 32 Tracks aus den Jahren 1988 bis 95. Ein Sammlerstück! 4,0

Ethno-induzierte Danceprojekte werden ja gerne auf die Menschheit losgelassen. Meistens sind sie aber entweder politisch allzu korrekt, langweilig oder zu sehr bemüht, schnellem Hype und Weltmusik-Alibi zugleich Rechnung zu tragen. Der London-indische DJ und Tabla-Spieler TALVIN SINGH, der schon mit Björk und Goldie produziert hat, geht mit „Anokha -Soundz Of The Asian Underground“ (Mercury) zum Glück ein Stück weiter. „Anokha“ ist der Name von Singhs Montags-Club in London. Dort läuft das, was er auf dieser Compilation produziert bzw. präsentiert: hörenswerte Listening-Stücke und straighte Drum’n‘-Bass-Tracks plus traditionelle indische Instrumente. Mehr als der bloße Versuch, das Aroma von Kurkuma und heiligen Kuhfladen aufPlatte zu pressen. 4,0

M0VING SHADOW habennun nach 100 Maxis ein Resümee gezogen und Blueprint veröffentlicht.

„The Definitive Moving Shadow Compilation“ (ElektroMotor) besteht aus vier LPs bzw. 3 CDs und zeigt ein fettes Paket typischer Drum’n’Bass-Tracks, die allesamt ihre Qualität haben, aber in dieser Ansammlung leider keinen Meilenstein darstellen. 3,0

Vielleicht ist ja „Colours“ von ADAM F. (Positiva/Intercord) das Drum’n’Bass-Album des Jahres. Immerhin sind die Charts reif für gut abgehangene, trockene Drum’n’Bass-Tunes. Adam F. zeigt nicht viel Neues, arrangiert es aber komplex; er beweist Gefühl für harte steppingsounds, um dann wieder sanft dahinfließende Flächen zu kreieren; er hat den Funk und Soul im Blut – und ein Händchen für eingängige Tracks, die auch Popfans erreichen („The Tree Knows Everything“ mit Tracy Thom) – demnächst in einer Verkaufshitparade Ihrer Wahl! 4,0

Jay Alanski aka A REMINISCENT DRIVE hat nach drei E.P.s sein erstes Album veröffentlicht, und wie es seine Art ist, lädt er ein, mit dem Kopf ganz langsam aus dem Fenster zu schweben und irgendwo da draußen mal die Beine baumeln zu lassen. Analog eingespielte Instrumentalstücke, sehr schön für lange, verträumte Nächte bis zum Morgengrauen! Nur ein Manko: zu viele bereits veröffentlichte Songs.

3,5 Ganz wundervoll ist auch das Opus zweier alter Schweden, die ihr Projekt KOOP nennen. Dahinter verbergen sich Clubtunes, klassische Instrumente, schwedische Volksweisen, melancholische Bebop-Sounds, eine gar himmlische Sängerin und viel, viel Humor! Irgendwo zwischen Goldie, Sade und Björk: „Sons OfKoop“ (Logic/BMG). 4,0

Sehr gelungen ist auch das neue Album von A FOREST MIGHTY BLACK. Sehr traditionell dem Jazz der Sixties verbunden, schlagen die Herren aus der Schwarzwaldklinik mit „Mellowdramatic“ gleichzeitig einen sehr eigenen Weg ein, mit Sprengsein aus – Überraschung! -Latin, HipHop, Drum’n’Bass und viel Geschmack. Easy Listening auf die harte Tour! 4,0

Auch überzeugend sind FAUNA FLASH, die mit „Aquarius“ (beide Compost/PP) zeigen, daß sogar in Deutschland trockene Drum’n’Bass-Tunes mit eigenem Vibe und eigenem Groove gebaut werden. Und das bei dem Plattentitel! ,rAqnarius“ Da stellt man sich doch etwas Nasses vor! Aber nein: trocken! 3,0

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