Bruno Mars :: Doo-Wops & Hooligans
Kaufhaus-Pop, die 196ste: „Es ist besser, wenn du es nicht verstehst; hör einfach zu und hab eine gute Zeit“, lautet die Gebrauchsanweisung, die Bruno Mars seinem Debüt gratis beigefügt hat. Spaß haben auf Kommando also. Versuchen wir es einmal.
„Grenade“ beginnt mit Keyboard-Geplinker, ein gigantisches Trommelfeuer setzt ein. Raffiniertes Schlagwerk – das haben die Macher des Mainstreams begriffen – ist die halbe Miete. Da fällt es fast nicht auf, dass der Song äußerst dürftig ist. Mars kämpft, krampft, winselt sich in lichte Höhen. Die brillante Leichtfüßigkeit, wie sie Michael Jackson auf „Off The Wall“ und „Thriller“ erreichte, geht Mars völlig ab. Dabei ist dieser Vergleich ein absolut nahe liegender, wenn auch ein in jeder Sekunde bemühter. So ist „Our First Time“ ein lauer Reggae, der frech „Rock With You“ und „I Just Can’t Stop Loving You“ beleiht, mit den typischen, gehauchten Doppelstimmen. „Just The Way You Are“ (nicht das von Billy Joel!) ist der Hit der Platte, dessen Ohrwurmqualität aber bereits nach zweimaligem Hören verebbt. „Penetranz statt Eingängigkeit“ ist hier das Erfolgsrezept.
Manchmal klingt „Doo-Wops & Hooligans“ nach dem zerquälten R’n’B-Gedöns von One Republic, dann wieder nach dem unsäglichen Gejammer eines James Blunt. Gern entspannt sich Mars auch zu ein paar luftigen Beats und Vibes. Jack Johnson lässt grüßen. So klopft Mars die gesamte Riege des amerikanischen Songwriter-Mainstreams durch. Mit dieser Musik wird er mühelos die Hitparaden erobern, die ja auch nicht mehr als die verlängerten Laufstege internationaler Modehäuser sind. Der Künstler trägt Baumwollhemd, Mafia-Filzhut und Ray-Ban-Sonnenbrille. Das ist äußerst fashionable, sexy, cool und hot, aber leider wenig deep. Dennoch: Die „Chicks“ in der „Disse“ werden dafür ihren Lipgloss aufs DJ-Pult werfen. Und ein paar Rezensenten werden wieder Talent attestieren. Aber zum Glück müssen wir das alles nicht verstehen.
Hier der Clip zur Nr. 1 Single „Grenade“:
Bruno Mars im Studio der US-Kollegen: