Chris Eckman – The Last Side Of The Mountain :: Elegisch: Eckman interpretiert Gedichte des Schwiegervaters
Wann ist man wirklich angekommen in der Fremde, die eine neue Liebe verlangt und ermöglicht hat? Als Mann (auch) des Wortes wohl doch erst, wenn man sich in der Poesie eines Alteingesessenen so heimisch oder auch wiedergefunden fühlt, dass man nicht nur seine eigene Musik in ihr hört.
Nachdem bereits für den Titelsong seines „Black Field“-Soloalbums ein Gemälde des Schwiegervaters von Chris Eckman in seiner Wahlheimat Ljubljana Pate stand, waren nun die Gedichte des vor drei Jahren verstorbenen Dane Zajc Anstoß und Basis tür diese neun Adaptionen (plus zwei Kurz-Instrumentals als Rahmenprogramm). Warum der Walkabouts-Kopf das Werk des Slowenen gleich nach der ersten Begegnung mit dessen Lyrik-Band „Barren Harvest“ in seinen „persönlichen Pantheon künstlerischer Inspiration“ aufnahm, irgendwo zwischen US-Größen wie Townes Van Zandt und Richard Ford, erschließt sich unschwer selbst aus dieser begrenzten Auswahl: Die Beschwörung von Landschaft(en) und Beutetierritualen als seelischer Fußabdruck, auf dem oft einsamen Ritt zu verwunschenen Orten; die direkte, aber kau m banale Wortwahl für komplexe Gefühle —dieser „cosmic scepticism“ auf handbearbeiteter Scholle war schon nah dran an Chris Eckman, als er noch in Seattle auf die Welt da draußen schaute.
Es half bei der Umsetzung, dass Song und Gedicht im Slowenischen nurein Wort (pesem) kennen und Zajc schon im Original gern Folk-Song-verwandte Strukturen benutzte. So können der Poet und sein Interpret vergleichsweise mühelos auf einer Umlaufbahn einschwingen, hin vor allem zu orchestral grundierten, aber nicht überfrachteten Pop-Elegien wie „Down, Down“, „Eyes“ und „Scorpions“, die auch auf die mittlere Walkabouts-Phase ca. „Devil’s Road“ zurückverweisen. Was zumal auffallen muss. wenn als Duett-Gast die polnische Sängerin Anita Lipnicka in „Who Will Light Your Path?“ zart die Rolle variiert, die Carla Torgerson im Band-Gefüge etwas herber einnimmt. Dazu gibt sich“Ransom“ auch mal folkloristisch, galoppiert „Stranger“ grimmig-entschlossen gen Westen, bringt Kumpel Steve Wynn als zweite Gast-Stimme eine nicht ganz neue Vocal-Farbe in „The Same“. Zuguterletzt hören wir den Mann dann selbst, sein „Fragment“ rezitierend.
Wer Dane Zajc mal ohne Musik lesen möchte: „Hinter den Übergängen“ ist 2003 bei Klett-Cotta erschienen.