David Bowie – A Reality Tour

Es gab immer mal wieder drei Jahre Karenzzeit in der Karriere von David Bowie, seit den 80er Jahren zunehmend häufiger. Mittlerweile sind jedoch sieben Jahre vergangen, seit „Reality“ erschien, das letzte Studio-Album. Im Schaffensprozess wird er seinem Idol Scott Walker also immer ähnlicher.

Und schon beginnen die Nachreichungen: vor Jahresfrist ein altes „Storytellers „-Konzert, nun das Doppel-Album „A Reality Tour’fast ein Vermächtnis. Sollten die letzten Äußerungen David Bowies hier zu finden sein, so bitte nicht die aufgekratzten Versionen von „Rebel Rebel“, „All The Young Dudes“, „Farne“ oder die Version des Pixies-Stücks „Cactus“, das Bowie damals ins Herz geschlossen hatte. Der erste Teil des Konzerts sollte offenbar nahelegen, dass der Künstler sich noch immer aufs Rocken versteht. Aber niemand braucht Rock von David Bowie.

Man hat diesem außerordentlich geschickten Selbstdarsteller stets zugebilligt, ein Neuerer zu sein, obwohl er mühelos als Adept zu erkennen ist. Auch gab er gern den Förderer, wenn er sich in Wahrheit inspirieren ließ. Und es war ihm nicht zu billig, bei ausbleibender Wertschätzung sein Album „Earthling“ zu den größten Werken der populären Musik zu zählen. Es kann kein Rentenalter geben im Leben des Mannes, der Klaus Nomi, Arcade Fire und Fanfarlo noch vor den Plattenfirmen entdeckte. Er könnte indes verschwinden wie Greta Garbo und Marlene Dietrich und im öffentlichen Gedächtnis der Thin White Duke bleiben.

Einige Momente von „A Reality Tour“ glänzen: „The Man Who Sold The World“, das verhaltene „Ashes To Ashes“, das theatralische „The Motel“, die Version von „Loving The Alien“ zur akustischen Gitarre, das späte, etwas verklimperte Kunststück „Bring Me The Disco King“, „Slip Away“. Gegenüber der DVD-Fassung von 2004 wurden „Fall Dog Bombs The Moon“, „Breaking Glass“ und „China Girl“ ergänzt. Es ist nicht mehr so viel überraschendes, vor allem nicht im Vergleich mit „Stage“ von 1978. Aber wie viel hat uns dieser Mann schon gegeben!

„Life On Mars?“ fragt Bowie noch einmal sehnsüchtig. Und für „Heroes“ findet er stets ein neues Gewand – diesmal ist es ein gebremster Boogie mit Frauenchor im Hintergrund.

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