Dr. John

„Things Happen That Way“

Rounder/Concord/Universal (VÖ: 23.9.)

Noch einmal Grüße aus dem Jenseits

Während eine große Musikergeneration peu à peu abtritt, ist das posthume Album quasi ein eigenes Genre geworden. Nicht allen Verschiedenen waren bisher so gute bis glanzvolle Nachrufe beschieden wie, sagen wir, David Bowie, Warren Zevon, Gregg Allman oder Leonard Cohen. Nun also Mac Rebennack aus New Orleans, der die zehn Tracks dieses Albums im Kasten hatte, als ihn im Sommer 2019 eine Herzattacke ereilte – nach einem in seiner letzten Dekade erstaunlich inspirierten Spätwerk, von der Night-Tripper-Reprise „Tribal“ über das Dan-Auerbach-Gastspiel „Locked Down“ bis zum späten Satchmo-Tribute „Ske-Dat-De-Dat“.

Da nickt Johnny von der Wolke nebenan rüber

An die Klasse dieser Alben reicht „Things Happen That Way“ nicht heran, doch um einige Exponate wäre es schon schade gewesen, wenn sie in der Versenkung geblieben wären. Wie der bei Johnny Cash entlehnte Titel andeutet, gräbt Dr. John hier nach seinen Country-Roots. Es gab halt nicht nur die Grand Ole Opry, sondern auch den Louisiana Hayride. Wie gut es funktionieren kann, wenn er Genreklassiker ganz ins heimische Heu holt, zeigt ein dunkel dräuendes „Ramblin’ Man“ (Hank Williams), vor allem aber gleich zum Auftakt ein wundervoll annektiertes „Funny How Time Slips Away“. Autor Willie Nelson ist dann wenig später auch persönlich zu Gast, doch wirkt der Gospel-Schlenker zur old-time religion ein bisschen zu lazy.

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Was sich nicht behaupten lässt von einer überraschenden Second-Line-Lesung des Traveling-Wilburys-Hits „End Of The Line“ samt Cameo-Auftritt von Aaron Neville. Warum Dr. John meinte, erneut „I Walk On Guilded Splinters“ aufnehmen zu müssen, wird indes sein Geheimnis bleiben. Drei neue eigene Songs gibt’s dann auch noch. Dabei spielen „Sleeping Dogs Best Left Alone“ und „Give Myself A Good Talkin’ To“ auf seiner humorvollen Klaviatur, während „Holy Water“ eine Reflexion über frühe Knasttage ist. Schließlich ein komplett melancholisch umgedeuteter Titelsong. Da nickt Johnny von der Wolke nebenan rüber.