Inspiral Carpets – Cool As :: Mute

Die Inspiral Carpets kommen aus der englischen Zeit, in der die Redewendung „sich zum Affen machen“ geprägt wurde. Rare und Madchester hat bei uns ja doch keiner richtig erlebt, außer ein paar Klischeevorstellungen ist da nichts, aber das war so:

Als in britischen Discos Ende der Achtziger die Acid-House-Platten aus Chicago ankamen, schluckten alle viel Ecstasy, wodurch die Kleidung weit, der Gang gebeugt und sogar die khakifarbenen Anorak-Rockkonzerte bunt wurden und hilflose Bands funky zu sein glaubten, weil die Bands selbst am meisten schluckten, wie in den so genannten Sixties. Also ließen sie sich von Andrew Weatherall remixen, holten Tänzer und schwarze Assistenten auf die Bühne oder machten einfach so weiter wie vorher, weil in Manchester eh keiner mehr was mitbekam. Letzteres waren die Inspiral Carpets.

Die Stone Roses, die Happy Mondays und die Inspirals wurden immer als Dreieinigkeit genannt – den Inspirals fiel darin nur die Rolle der Uncoolen zu. Während die Mondays als Emporkömmlinge mit Models in die Wanne glitten, blieben die Inspirals die ständige, grimmige Erinnerung daran, dass Rave ein Ding der Arbeiterklasse war. Die Musik steckte steinfest im Psych-Pop der Sechziger, die Orgel erinnerte an den Alleinunterhalter im Workers‘ Club oder der Bingo-Halle, und – darüber lacht man – sie sagten dem jungen Noel Gallagher, er solle doch als Roadie anfangen und sich gegebenenfalls hochdienen.

Die erste CD dieser Dreier-Box enthält 19 alte Single-A-Seiten, keine der anderen zwei Bands war annähernd so beständig. Als Belohnung und Höhepunkt hechelte 1994 dann Mark E. Smith mit ihnen „I Want You“. Vieles ist ungelenk, in seiner Zackigkeit fast militärisch, aber die Melancholie, die Refrains und Clint Boons schier unerschöpfliches Reservoir an Orgeleien wirken auch deshalb noch immer, weil hier kaum produziert und remixt wurde.

Die Raritäten-CD macht endlich die Garagen-Songs von den frühen, selbstvertriebenen Platten zugänglich, ein paar Alternativ-Versionen bekannter Stücke, B-Seiten, einige richtig furchtbar. Und es gibt drei neue Songs, denn die Inspiral Carpets haben sich, hoppla, wiedervereinigt. Das aktuelle Interview auf der Bonus-DVD ist große Unterhaltung, alle 18 Videos sind drauf und sieben Stücke aus ihrer alten Live-VHS. Hier sieht man, dass die wahren Affen im Publikum standen, die ihre Beul-T-Shirts von damals vielleicht noch im Bett tragen.

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