Invictus :: Start: 18.2.

Der große alte Mann des amerikanischen Kinos schmollte. Da „Gran Torino“ von der Foreign Press nicht für den Golden Globe nominiert worden war, lehnte Eastwood noch Monate später Interviews mit deutschen Medien ab. Nun war er schon immer ein sturer Kerl, und auch wenn sein Drama jeden Preis verdient hätte, muss man ihm entgegenhalten: Clint, du kannst ja nicht jedes Mal dabei sein! Denn bei den wichtigsten Auszeichnungen der Branche hat kein anderer Regisseur mit seinen Filmen das vergangene Jahrzehnt derart dominiert.

Mal anklagend, mal versöhnlich sind seine Geschichten in jener Phase von der unbeirrbaren Suche nach Menschlichkeit geprägt. Exemplarisch dafür ist auch „Invictus“. Nelson Mandela (Morgan Freeman), 1994 zum südafrikanischen Präsident gewählt geworden, hat die Apartheid abgeschafft. Die Nation aber bleibt gespalten. Seine schwarzen Bodyguards reagieren geschockt, als er weiße Sicherheitskräfte der alten Regierung in ihr Team holt. Eine symbolische Maßnahme, mit der er persönlich zeigt, was er im ganzen Land anstrebt. 1995 wird in Südafrika die Rugby-WM ausgetragen. Es ist ein Sport der Rassentrennung, wie Eastwood gleich am Anfang illustriert: Da fährt Mandelas Wagenkolonne eine Straße entlang. Auf der einen Seite trainieren saubere, stramme weiße Jungs Rugby, auf der anderen spielen schwarze Kinder Fußball auf staubigem, hartem Boden. Mandelas Partei will die Rugby-Nationalmannschaft abschaffen, doch der Präsident will sie nutzen, um ein Nationalgefühl zu stiften. Er trifft sich mit dem Kapitän der in den letzten Spielen erfolglosen Nationalmannschaft, Francois Pienaar (Matt Dämon), tritt im Trikot vor die Fernsehkameras, schüttelt weißen Fans im Stadion die Hände. Impft den Spielern mit weisen Worten jenen Willen ein, der ihn während seiner Haft überleben ließ. Ist die Skepsis am Anfang des Turniers noch groß, fiebert die Bevölkerung im Finale gegen Neuseeland geschlossen mit. Ein südafrikanisches Sommermärchen.

Freeman ist als Mandela natürlich die perfekte Wahl, eine moralische Instanz schon durch das Charisma seiner Stimme. Das politisch bewegte Sportdrama gehört zwar nicht zu Eastwoods stärksten Werken. Aber seine Souveränität, mit der er bei einem solchen Thema jedes Pathos vermeidet, die großen Momente in kleinen Gesten verdeutlicht, den Wandel und die aufrechte Haltung betont, macht ihm kaum jemand nach. Eastwood bleibt ein großer Erzähler. Deshalb war er bei den Golden Globe zu Recht mal wieder für die beste Regie nominiert.

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