Jack Logan & Liquor Cabine – Mood Elevator

„Wieviele?“ fragt man sich irgendwann unwillkürlich. Wieviele verkannte, unerkannte, festgerannte Talente mag es da draußen noch geben? Existenzen, die im Süden der USA, im Osten und im Mittleren Westen zum Beispiel Autos reparieren, Klimaanlagen durchpusten und Swimming-Pools desinfizieren, um nach Feier- abend mit einem Haufen Songs fast unter Ausschluß einer größeren Öffentlichkeit auf die Bühne ihres ganz persönlichen „Liquor Cabinet“ zu steigen. Nicht, weil sie Karriere machen wollen, sondern weil sie nicht anders können. Jahrelang. Wie Jack Logan. Wieviele?

Dem genialisch skizzierten Low-Fi-Chaos seiner ersten, an so manchen Ecken und Enden (allzu) losen 42-Song-Sammlung „Bulk“ läßt der Enddreißiger aus Georgia nun ein ungleich konziseres Werk folgen. Nur ein vorlauter Lead-Gitarrist nervt gelegentlich. Sofern er überhaupt Gelegenheit dazu bekommt, in immerhin wieder 17 konzentriert konzipierten Songs, die im Durchschnitt keine drei Minuten dauern und zunächst fast provozierend „gewöhnlich“ klingen. Und doch von Dauer sein werden.

Denn meist ist alles genau an seinem Platz, wie beispielhaft gleich zum Auftakt in „Teach Me The Rules“: einfache Akkorde, Logans unmittelbarer Gesang, ein kreiselndes, sofort memoriertes Gitarrenlick fertig. Schmucklose Post-Punk-Kracher („Unscathed“, „Ladies And Gentleman“) lassen sich von lakonischen, sehnsuchtsvoll treibenden Akustik-Tracks befrieden, die vom Ankommen in“My New Tbwn“ berichten. Oder vom Abschiednehmen von dem, was die Flammen verzehrten („What Was Burned“).

Ob das nun autobiographisch ist oder nicht, kann dabei völlig in den Hintergrund treten. „I wish I’d be stronger, but I just need liquor in my blood“, läßt Logan stellvertretend für viele den Alkoholiker sagen, der seine Mädchen in ,Just Babies“ nur noch vom Telefon kennt; „Won’t take long at alL I can be replaced“ den Abservierten, der sich scheinbar mit stiller Bitterkeit in sein Schicksal fügt. Scheinbar, weil dieses irre Lachen im Finale von „What’s Tickling You?“ vielleicht doch einen Weg zeigt.

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