Jackson Browne – Solo Acoustic Vol. 2 :: Der Vortrag ist berückend, die Lieder sind es eher selten

Beinahe wäre es eine Untertreibung, Jackson Browne einen Sensibilisten zu nennen. Schon mit der ersten Akustik-Platte, vor Publikum aufgenommen, wollte er offenbar die zwanglose Atmosphäre eines Konzerts dokumentieren. Aber ein Jackson-Browne-Konzert ist niemals zwanglos, und Plauderei, Populismus und Witz liegen dem Künstler fern. Im Alter wirkt das Linkische, das Verstolperte und Zagende noch quälender als früher, als der Jungenhafte fast noch ein Junge war. Das häufige „You Know“ könnte man für einen Manierismus halten wie überhaupt die pointenlosen Anekdötchen über die Gitarren von Willie Nelson und Stephen Stills oder die harmlose Widmung von „Casino Nation“ an George Bush. Die Frisur ist freilich dieselbe. Und den Frauen gefällt es.

Auf “ Solo Acoustic Vol. 2″spielt Browne viele Stücke, die zur zweiten Garnitur zu rechnen sind. Ein wenig rehabilitieren möchte er vermutlich „The Night Inside Me“, „Enough Of The Night“, „Something Fine“, „Alive In The World“ und „My Stunning Mystery Companion“. Sein Vortrag – an akustischer Gitarre und Piano – ist berückend, die Lieder sind es weiterhin nicht. Andererseits könnte ich stundenlang seinem Gesang zuhören und der Intensität von „Sky Blue And Black“ und „In The Shape Of A Heart“. Und doch glaubt man immer, gleich werde Browne die unverkennbaren Kadenzen von „Sleep’s Dark And Silent Gate“ oder „The Load-Out“ anschlagen (tut er auch einmal – im Scherz!). „Somebody’s Baby“ hat sich aus den Charts der 80er Jahre hierher verirrt, den „Redneck Friend“ forderte das Publikum. Einen Song über den Penis.

Forderungen etwa nach „Walking Slow“ bleiben unerhört, und auch die Wünsche des Hörers bleiben unerfüllt. Aber der arme Mann kann nicht zum Abschluss jedes Konzerts „Stay“ spielen. Hat er ja auch nicht geschrieben.

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