Keith Caputo – Died Laughing – Pure

Mut hat dieser Mann ja. Stellt sich einfach hin und singt „Why“, als hätte es Annie Lennox nie gegeben. Als wäre es sein Song, sein Stil und gar nicht komisch, dass er nach einer mehrjährigen Karriere bei einer Hardcore-Band jetzt eine Pop-Ballade zum Besten gibt. Keith Caputo croont beinahe, er fleht und jammert. Und es funktioniert. Im Grunde war der Italo-Amerikaner ja nie ein Rocker, sondern ein Sensibelchen, das seine Kumpels beeindrucken wollte, indem es den Metal spielte. Damit ist nun aber endgültig Schluss. Jetzt kommt der wahre Caputo zum Vorschein, und er ist noch sanfter als auf seinem Solo-Debüt „Died Laughing“. Die Songs sind zwar- bis auf „Why“ und das etwas dröge „Yesterday“ – dieselben, aber bei diesen Akustik-Versionen gibt es gar kein Halten mehr. Hier wird geschluchzt, was das Zeug hält. Manchmal, wie bei „Brandy Duval“, das vom Drogentod seiner Mutter erzählt, ist die Inbrunst des Sängers fast schon zuviel. Doch dann versöhnt das hymnische „New York City“, der Abgesang auf seine einstige Heimat. „I’m chewing hate, I’m spitting faith“, behauptet der schon mit seinem Nachnamen Geschlagene, aber er kaut ja nicht nur auf seinem Hass herum. Er muss noch ganz andere Sorgen haben. Nie klang es so gequält, wenn einer von „sex in the head“ sang. Man möchte ihm ganz dringend den Kopf tätscheln oder wenigstens einen guten Therapeuten empfehlen.

Doch Caputo geht es gut, er hat endlich seine Stimme gefunden. Angenehm, dass weder Klatschen noch andere Publikumsregungen die besinnliche Stimmung stören. Keith allein zu Haus- und versunken in seine eigene Spiritualität. Da heißen Lieder „Razzberry Mockery“ oder „Dew Drop Magic“, aber das macht nichts. Natürlich spinnt der Typ, er lebt in seiner ganz eigenen Welt, in der Energiefelder und Sonnenblumen, Yin und Yang und wahrscheinlich auch Feng Shui eine wichtige Rolle spielen. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das alles ganz schön albern, aber die Songs, die dieser Geisteshaltung entspringen, sind einfach wunderbar. Und „Why“, das ist unter all den Coverversionen dieses Jahres wahrscheinlich die ergreifendste. Johnny Cash natürlich ausgenommen. Aber der spielt in einer anderen, der transzendentalen Klasse.

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