Leinwand

D er Mann, der die Frauen liebte‘ heißt ein Film von Truffaut. Robert Altman hat die Frauen immer geliebt wie sonst nur Almodovar. In „Nashville“, „Mr. Miller And Mrs. Cabe“, „Kansas City“ und „Cookie’s Fortune“, aber auch bei „Short Cuts“ stehen sie immer etwas mehr im Mittelpunkt als die Männer und huldigt er ihnen durch Mitgefühl, wenn er ihre Sehnsüchte, Alltagsleiden, Emanzipationskämpfe und Nervenzusammenbrüche beobachtet. Wie sein Alter ego fungiert in DR. T. AND THE WOMEN (Start 25.1.) nun Richard Gere als Gynäkologe, in dessen Wartezimmer hypochondrische und hoffnungslos in ihn verknallte Patientinnen harren. Seine Ehefrau kommt in die Klapse, als sie nackt in den Brunnen einer Shopping Mall springt, seine Tochter gesteht kurz vor der Hochzeit eine lesbische Liaison, seine stinkreiche Schwägerin säuft. Nicht nur der sensible Doktor ist schlicht überfordert, auch der einst alerte Aufreißer Gere hat keine Chance gegen die überspannten, sexuell frustrierten Göttinnen wie Farah Fawcett, Shelley Long, Liv Tyler, Laura Dem, Kate Hudson oder Helen Hunt. Sie machen diese sonst fahrige, altersmilde Petitesse ansehnlich. 3,0 Ein makabres Meisterstück ist Regisseur Dominik Moll mit seinem französischen Psycho-Thriller HARRY MEINT ES GUT MIT DIR (Start 25.1.)gelungen. Millionenerbe Harry (Sergi Lopez) ist ein Sprücheklopfer („Jedes Problem braucht eine Lösung“), der zufällig seinen Schulkameraden Michel (Laurent Lucas) wiedertrifft und sich mit seiner blonden, drallen Verlobten Prune (Sophie Guillemin) dreist in dessen baufälliges Sommerhaus einlädt. Er schwärmt von Michels Gedichten in der Schülerzeitung. Doch um den angespannten Familienvater wieder zum Schreiben zu bewegen, belässt Harry es bald nicht dabei, ihm Geld anzubieten oder ein Auto zu schenken. Die Ehefrau (Mathilde Seigner) und kleinen Töchter, die zänkischen Eltern, eigentlich alles in Michels Leben schränke seine Entfaltung ein, insistiert Harry. Mit subtil-brutaler Komik erzählt Moll von Weicheiern und rohen Eiern nach dem Orgasmus und fächert komplexe Sehnsüchte auf, die in einer kathartischen Pointe enden. 4,0 Erlösung sucht Ben Aff leck in Don Ross‘ BOUNCE -EINE CHANCE FÜR DIE LIEBE (Start 1.2.). Weil der großkotzige Werbe-Yuppie Buddy Amaral sich noch mit einer Blondine im Flughafen-Hotel vergnügen will, überlässt er sein Business-Ticket einem netten Kerl namens Greg Janello. Das Flugzeug verunglückt beim Start, alle Insassen sind tot. Amaral erwähnt den Tausch nicht, schlägt im Auftrag der Fluglinie mit einem Gedenk-Spot für die Opfer sogar noch kreatives Kapital daraus und greift dann zur Flasche. Es sind die Regeln der Anonymen Alkoholiker, die Jahre später von ihm Aufrichtigkeit einfordern: Doch er schanzt der Mutter (Gwyneth Paltrow) von Janellos zwei Jungen nur ein lukratives Geschäft zu. Es ist vorhersehbar, dass der schuldbewusste Gönner und die ahnungslose Witwe ein Paar werden, dessen Liebe an der Wahrheit zu zerbrechen droht. Dennoch entgeht Ross („The Opposite Of Sex“) in seiner ersten Hollywood-Produktion mit behutsamer Inzenierung und intensiven Dialogen gerade noch dem Klischee und Kitsch. 3,0 Keiner dreht so anmutig altmodische Filme wie Robert Redford, bei dem die Pracht der Bilder nie prätentiös wirkt. Märchenhaft, ruhig und mit ungemein authentischem Dekor erzählt er auch die DIE LEGENDE VON BAGGER VANCE (Start 1.2), einem schwarzen Caddy (Will Smith) während der Depressionszeit, der dem legendären, aber lebensmüden Golftalent Ranulph (Matt Dämon) bei einem Turnier wieder Inspiration einflößt. Dämon ist makellos, Smith meistert seine erste halbwegs ernsthafte Rolle als guter Geist mit lässigen Spruchweisheiten und Augenzwinkern klasse, Charlize Theron sprüht, Michael Ballhaus‘ Kamera ist ein Gedicht – doch sollte man für diese buddhistisch-philosophische Selbstfindungs-Allegorie viel Muße mitbringen. 3,0 In „Bennys Video“ und „Funny Games“ hatte Michael Haneke die Perspektiven und Wechselwirkungen von Medien, Gewalt und Zufällen aufgezeigt, und sein kühler analytischer Blick machte den Zuschauer zum Voyeur. Vor allem von Zivilcourage handelt CODE: UNBEKANNT (Start 1.2.), wofür er mehreren Schicksalen durch Paris folgt: Juliette Binoche als Schauspielerin, deren Freund Kriegsfotograf ist, dessen Bruder und Vater, eine malinesischen Familie und eine illegal eingewanderte Bettlerin aus Rumänen. Der Code ist eine PIN-Nummer für Binoches Haustür, steht also für Abschottung und einen Verhaltenskodex in alltäglichen Grenzsituationen. Der Film fragt zudem, ob man Realität abbilden kann. Haneke beobachtet sehr genau, geduldig, nun sogar gefühlvoll und ist so der Wahrhaftigkeit zumindest nahe. 4,0 Mel Gibson als Mann, der die Frauen versteht – und zwar wortwörtlich. Der Macho und allein erziehende Vater soll für die neue Chefin (Helen Hunt) eine Kosmetik-Kampagne entwerfen, testet die Produkte betrunken am eigenen Leib und fällt mit dem Fön ins Badewasser. Nach dem Stromstoß kann er hören, WAS FRAUEN WOLLEN (Start15.2.)-und ist geschockt. Geschlechterklamauk zwischen „Switch“ und „Ich und er“ aus den Achtzigern, aber umwerfend lustig. 3,0

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