Manah Carey – Glitter V

Kaum hat Mariah Carey nach ihrem Kollaps das Krankenhaus verlassen, da drängt schon wieder die Arbeit: In dem in diesen Tagen in die amerikanischen Kinos kommenden Film „Glitter“ spielt Leinwanddebütantin Carey die junge, ehrgeizige Sängerin Billie, die im New York der frühen 80er Jahre mit Hilfe eines DJs und Plattenproduzenten zu Ruhm und Ehre gelangt und hernach viel von dem erlebt, was dem Leben der Mariah Carey gar nicht so unähnlich ist. Der

Soundtrack tönt entsprechend: „Glitter“ ist zu großen Teilen eine zeitgemäß interpretierte Achtziger-Revue, mit der sich die immer geschäftstüchtige Carey gerade im rechten Moment dem heftig grassierenden Revival empfiehlt.

Carey bittet Cameo zum Duett, um ihrem auf deren Hit „Candy“ basierenden „Loverboy“ ein bisschen Authentizität zu verleihen, versucht mit Hilfe von Busta Rhymes eine Neuinterpretation von „Last Night A DJ Saved My Life“, die freilich nicht mehr ist als eine launige Super-Karaoke, und hält sich bei dem einst von Robert Palmer an die Chart-Spitzen geführten „I Didn’t Mean To Turn bu On“ brav an das historische Vorbild. All diese Neuauflagen sind ebenso punkt- und charakterlos wie die obligaten Pop/R&B-Balladen, die hier „Lead The Way“ und „Never Too Far“ heißen und wieder nicht gut sind – fand man die Naivität, mit der Carey einst bei „MTV Unplugged“ die ersten paar gar nicht nur üblen Standards trällerte, noch irgendwie charmant, wartet man nun schon viel zu lange auf die kreative Entwicklung einer Frau, die ihre Massenmusik noch immer mit der kindlichen Emphase der ersten Tage betreibt und den Titel einer Diva trägt.

Was hinter dem bisschen Fassade bleibt, ist ein Vakuum; keine Tradition, keine Verwurzelung und kein irgendwie gearteter Bezug verhelfen Carey zu jener Gravität, die den großen Performerinnen deren Charisma beschert. Die in Zahlen erfolgreichste Sängerin der Welt verschwindet in Ermangelung eines eigenen Profils hinter all den gemieteten DJs, Rappern und hippen Produzenten – die allerdings können dem vollkommen beliebig plätschernden Gedudel aus R&B, HipHop und Soul-Pop auch keine Struktur verleihen. Und so erschüttert „Glitter“ am Ende einmal mehr mit einem erstaunlichen Quantum an Inkohärenz und Belanglosigkeit, an dem nun wirklich gar nichts glitzert. R

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