Mark Eitzel – Candy Ass :: Candy Ass
Nichts paßt so recht zusammen in der Welt von Mark Eitzel. Ein Kaleidoskop der Unzulänglichkeiten. Die Protagonisten seiner Songs reden gegen Wände, und auch die haben ein Herz aus Stein. Selbst ihre Haustiere sind deprimiert, so wie die Ratte St. Michael im Eröffnungsstück seines neuesten Absurditätsexperiments „Candy Ass“. „I tell him: you should be happy/ There’s no reason to stare/ I play him Mariah Carey – so there’s butterflies and rainbows in the air.“ Mariah Carey, eine der wohl traurigsten Gestalten des Pop überhaupt und somit eine Eitzel-Figur par exellence, als Anti-Depressionskur?
„My Pet Rat St Michael“, dieses karge Lamento zur akustischen Gitarre, ist ein Außenseiter zwischen den Elektronik-Folk-Stücken von „Candy Ass“, die dort weitermachen, wo seine letzten beiden Alben, das superbe „The Invisible Man“ und die amüsante Coverversionenplatte „Music For Courage And Confidence“ aufhörten, allerdings weitaus flächiger, schwermütiger und zerfahrener geraten sind.
Als einer der größten Dichter Amerikas wird Eitzel von der Plattenfirma angepriesen, und doch fehlen ihm die Worte, wenn er „A Loving Tribute To My City“ zollen soll, so bleibt es ein Instrumentalstück, und „Guitar Lover“, ein Ambient-Track, kommt natürlich ganz ohne Gitarren aus. Das ist die Punch-Line jedes Mark-Eitzel-Songs: die Abwesenheit von Liebe und Sinn. Wie sonst hätte er das tolle Comeback seiner Band American Music Club, das mitten in die Arbeiten zu „Candy Ass“ platzte, „Love Songs Vor Patriots“ nennen können?
„I Am Fassbinder“ behauptet Eitzel in der existentiellen Selbstanklage gleichen Namens. Das glauben wir ihm gern, denn auch auf „Candy Ass“ ist die Liebe kälter als der Tod. „He was so pissed off he was dying/ He would only play Hall and Oates.“