MARK EITZEL – Caught In A Trap And I Can’t Back Out ‚Cause I Love You Too Much, Baby :: MATADOR/RTD

Mark Eitzel hat nun wirklich schon jedes Song-Format ausprobiert. Doch mit den geleckten Arrangements seines ersten offiziellen Solo-Albums „60 Watt Silver Lining“ ist der einstige Chef des American Music Club genauso gescheitert wie auf dem Nachfolgewerk „West“, das er mit R.E.M.s Peter Buck ganz salopp auf der Veranda ersonnen hat. Ein echtes Trauerspiel war das, dem jetzt echte Trauer folgt. Denn der Songwriter Mark Eitzel, ein zerknautschtes Kerlchen mit einer überdimensionalen Portion von Humor, wächst mit jeder Katastrophe. Schon weil jede Katastrophe – da gehört der Ami ganz zur alten Schule – ein Song sein kann.

So läßt es sich auch erklären, daß schon ein halbes Jahr nach dem besonders scheußlichen „West“ das nächste Album von Mark Eitzel in die Läden kommt. Da möchte man nicht fürs Markteting zuständig sein – auch weil der Titel ein sperriger Wortwust ist und die Songs wie zusammengestöppelt wirken. Aber genau das zeigt die Konsequenz, mit der „Caught In A Trap And I Can’t Back Out ‚Cause I Love You Too Much, Baby“ aufgenommen wurde: Weil bis jetzt alle Konzepte gescheitert sind, verzichtet Eitzel hier einfach auf alle Konzepte und tut, was er am besten kann, nämlich sich selbst auf seiner Gitarre zu begleiten. Mag er auch kein versierter Instrumentalist sein wie Peter Buck, ist das doch das Beste, was ihm einfallen konnte. Denn der traurige Clown weiß selbst am besten, wann ihm in seiner tragikomischen Rezitation die Luft wegbleibt, also Raum für ein paar freischwingende Akkorde ensteht.

Überwiegend spielt der Kalifornier also solo, später stoßen mit Steve Shelley (Sonic Youth), James McNew (Yo La Tengo) und Kid Congo Powers (Gun Club) noch ein paar alte Bekannte aus New York dazu. Aber das scheint eher Zufall zu sein. Ein schöner, immerhin.

Und worüber singt Mark Eitzel? Wieder mal über den Müll, den die anderen liegenlassen. Einer muß das ja tun. „Are You The Trash“ ist wahrlich ein guter Einstieg in ein Album, auf dem er düsterer klingt als je zuvor, und der Silberstreif am Horizont dämmerte bei ihm bekanntlich schon immer auf Sparflamme. Doch jetzt überbietet er sogar „If I Had A Hammer“ von dem Meisterwerk „Mercury“ mit dem suizidalen „If I Had A Gun“, ein Song, der ja schon seit einiger Zeit zu den Höhepunkten seiner Konzerte zählt. Ein harter Brocken ist dieses Werk, auf dem Mark Eitzel schrecklich erschöpft klingt.

Erschöpft ist der Liebende jetzt zwar, aber doch so inspiriert wie seit Jahren nicht mehr.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates