Neil Diamond :: The Bang Years 1966-68

Die frühen Aufnahmen des späteren Glitzer-Troubadours

Van Morrison war nicht der Einzige, der sich im Zorn von Bert Berns trennte, bevor dessen Herz am 30. Dezember 1967 zu schlagen aufhörte. Längst eine Legende als Komponist und Produzent, diktierte Berns den bei seinem Bang-Label unter Vertrag stehenden Künstlern, in welcher Form ihre Aufnahmen zu erscheinen hatten. Weil Berns Singles und LPs wie Testballons in rasanter Folge binnen weniger Monate zu veröffentlichen pflegte, überwarf sich Morrison wutentbrannt mit dem Mann, der die Karriere mit Them doch so zielstrebig gefördert hatte.

Zum Zerwürfnis zwischen Berns und dem ebenfalls ziemlich talentierten, von Jeff Barry und Ellie Greenwich geförderten Sänger Neil Diamond kam es über den Song „Shilo“. Weil Berns dem keinerlei Hit-Potenzial zubilligte, verbannte er ihn gegen den erklärten Willen Diamonds auf die zweite LP „Just For You“. Bang durfte noch rasch eine Greatest-Hits-LP nachschieben, aber der Mann, der mit „Solitary Man“, „You’ll Forget“ und „Shilo“ schon nicht minder autobiografische Singer/Songwriter-Konfessionen als später James Taylor geschrieben hatte, überwarf sich mit dem selbstherrlichen Plattenboss.

Neil Diamond hatte Pech. Weil sein Tonmann Bernie Becker bei den letzten Alben ganz exzellente Arbeit geleistet hatte, überließ er ihm vertrauensselig auch das Remastering der Bang-Aufnahmen, anstatt diesen Job klugerweise an die Spezialisten bei Sony Legacy zu delegieren. Weder restaurierte Becker die Bänder vorher sorgfältig, noch zog er die Möglichkeit in Erwägung, die Multitracks mit modernster Technik neu mono abzumischen. Das Resultat dieser Schlamperei hier sind restlos mittenlastig komprimierte, mit unsinnig hohem Pegel überspielte Versionen der Mono-Mixes.

Bis auf „Crooked Street“ und „Shot Down“, die eher Demo-Charakter haben, von Neil Diamond zur Wiederveröffentlichung freigegeben, sind nicht alle dieser sehr bizarr zusammengestellten knapp zwei Dutzend Aufnahmen schon kleine Genietaten. Bei seiner rasanten Entwicklung zum Pop-Meis- ter aller Klassen halfen Diamond, eingestanden in den erstaunlich anrührenden Liner Notes, damals versierte Kollegen schon sehr.

Bei einer solchen Fülle von Ohrwürmern sollte jemand ihm die Idee nahebringen, dieselben Bang-Aufnahmen von Legacy-Spezialisten remixed in tollen Stereo-Versionen – nicht mehr in so weichgezeichnetem Extrem-Pingpong-Stereo wie zuvor – nachzureichen. (Son y) franz schöler

The Rolling Stones ***¿

45 x 45s: The Singles 1971-2006

Ein Karton voller Singles – die allerdings nicht zum Umdrehen

Weil der Mensch Jäger und Sammler ist, gibt es Liebhaberteile wie „The Complete Elvis Presley Masters“ – die 711 final masters und dazu noch 103 Raritäten als Zugaben, natürlich in edlem Schuber und alles ausführlich dokumentiert von Peter Guralnick. So nobel ausstatten mochte man die „45 x 45s“-Kollektion der Rolling Stones denn doch nicht. Das gilt auch für die alles andere als profunden Liner Notes und die spärlichen und eher oberflächlichen Anmerkungen von Bill Wyman, der seinen Namen als einer von drei für diese Auswahl Verantwortlichen hergab.

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