Nach dem eher leichtgewichtigen, fast frivolen 94er Album „I Love Everybody“ wieder ein Werk zurückhaltender Nachhaltigkeit, vor allem in Sachen Bekennermut und Bissigkeit, trotz des sinnfreien Openers „Don’t Touch My Hat“. Lyles Love Songs sind Ständchen für krumme Mädchen, Oden an die Unvollkommenheit, indes immens tanzbar, ob als Western Swing oder in Honky-Tonk-Manier, und der […] mehr…
(1992) Lieder über die Sterblichkeit und Innenansichten des Künstlers, ungeschützt oft wie auf dem reumütigen, schuldbewussten Abschiedslied „Baltimore“ oder auf „Family Reserve“, einem unausgesprochenen Treuegelöbnis an Familientraditionen. Eine LP, die wahrlich nicht arm ist an Höhepunkten, wiewohl Country nur noch in Spuren vorkommt zwischen Uptempo-Shuffles, Gospel-Anleihen und dem episch angelegten Folksong „North Dakota“, eine Kollaboration […] mehr…
(1989) Die anfängliche Skepsis der Fans überraschte niemand: Country-Twang mit Bläsersätzen, Bigband-Swing mit Fiddles, Rhythm & Blues mit Cello-Begleitung. Ein kühnes Konzept, live freilich so fulminant und famos umgesetzt, dass die Hallen voll waren wie nie und diese Platte zum Bestseller avancierte. Auch dank anrührender Balladen und Lyles ungerührt vorgetragener, ernst gemeinter Interpretation des mit […] mehr…
(1987) Die Sounds verbindlich, die Stilmischung eklektisch, die Songs bizarr und bitterböse: Musikalisch klingt „Pontiac“, als ginge es um Gefühle und Enttäuschungen, schlicht und ergreifend, zu Soul, Jazz oder Talking Blues. Was auf den elegischen Walzer „Walk Through The Bottomland“ zutrifft, „L.A.County“ hingegen ist eine kalte Moritat, und der Titelsong lässt das Blut in den […] mehr…
(1986) Lovett brachte alles mit nach Nashville, seinen hintergründigen Humor, sein Talent als Storyteller und seinen Glauben an die Gültigkeit wohlgesetzter Worte und ingeniöser Instrumentation: Fiddle und Steel! Es war Country, doch fand man dort das Saxofon in „Cowboy Man“ ebenso irritierend wie den Sarkasmus in „God Will“ oder die surreale Hochzeits-Aporie „An Acceptable Level […] mehr…
Er weiß, dass er sich auch auf diese Produktion viel einbilden kann. Der Ex-Yardbird musste nicht dauernd mit reichlich production values protzen, wie hier im Vergleich bei „How Can I Tell You“- Demo-Fassung auf der Bonus-CD versus Final Master auf der ersten- zu hören: Was sich Paul Samwell-Smith da (jetzt „nostalgisch“ kommentiert wie auf dem […] mehr…
Der Titel des ersten St.Vincent-Albums täuschte zumindest eine gewisse Eindeutigkeit vor – es hieß „Marry Me“ – doch die Musik war so rätselhaft zwischen „Alice im Wunderland“ und „Lola im Technoland“ großem Pop und schrägen Ideen. „Actor“ ist nun noch verstiegener. Annie Clark – so der bürgerliche Name des heiligen Vincent – hat sich von […] mehr…
Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten: „Come sing with me a melody/ In the dark of the night/ Everytime I close my eyes/ The sun appears again“, seufzt Juanita Stein in „Nightingale“, während der Rest der Howling Bells sie auf einem kuscheligen Soundflokati bettet, der am Ende in einem entzückenden […] mehr…
Julian „Cannonball“ Adderleys einzige LP für Blue Note gehört zu den Juwelen des an Schmuckstücken nicht eben armen Labels. Miles Davis, in dessen legendärem Quintett Cannonball die Alto-Akzente zu Tranes Tenor gesetzt hatte, gab sich die Ehre, Hank Jones spielte Piano, und die Rhythm Section aus Sam Jones und Art Blakey sorgte für gehörig Spannung […] mehr…
Schon knapp zwei Jahre nach Veröffentlichung von „Modern Times“, einem der erfolgreichsten Alben seiner Karriere, standen Bob Dylan und seine Band wieder im Studio, um den Nachfolger aufzunehmen. Sogar der Künstler selbst, in dessen Alterswerk Zeit bis dahin überhaupt keine Rolle gespielt hatte, zeigte sich überrascht ob der eigenen Produktivität. Er wolle mit den Songs […] mehr…
Für immer d.i.s.c.o.von Thomas Hermanns befasst sich mit dem erklärten Lieblingsthema des Moderators: den bunten 70er Jahren, in denen er – nicht ohne Komplikationen – zum Mann reifte. Natürlich nostalgisch, bei aller Subjektivität aber oft überraschend informativ – und lustiger als so manche Stand-up-Comedy. (Scherz, 16,95 Euro) mehr…
Das grausame Schicksal von Mark Oliver Everett ist bereits wohldokumentiert – in seinen eigenen Songs. Mit den Eels hat „E“ sagenhafte Lieder über die Liebe und den Tod aufgenommen, und die Geschichten dahinter erzählt er nun in seiner Autobiografie „Glückstage in der Hölle“, die im Original weniger pathetisch „Things The Grandchildren Should Know“ heißt – […] mehr…
Während India.Aries letztes Album „Testimony: Vol.1, Love & Relationship“ noch vom Mikrokosmos der eigenen kaputten Beziehung handelte, schickt die Sängerin, Songschreiberin und neuerdings auch Co-Produzentin die Liebe diesmal in das Minenfeld der Politik. Doch auch dieses Thema wird mehr mit dem Herzen erkundet als mit analytischem Verstand. Die Neo-Soul-Sängerin mit der Stevie-Wonder-Phrasierung steht seit ihrem […] mehr…
Die Vorlaufzeit von sieben langen Jahren zwischen Zevons erster, mit Kim Fowley produzierten LP, und dieser zweiten von 1976 habe, so der Künstler, wesentlich zum Gelingen letzterer beigetragen. Er konnte sich den Luxus leisten, aus etlichen formidablen Songs nur die besten auszuwählen. Und er konnte warten, bis das passende Personal beisammen war, um seinen Traum […] mehr…
Am Anfang standen Frust, Zorn und Angst. Und auch 30 Jahre nachdem sich Bob Mould erstmals für Hüsker Dü die Seele aus dem Leib schrie, scheint er immer noch (oder wieder) ein zorniger, frustrierter und ängstlicher Mann zu sein. Die Autobiografie „Life And Times“ ist eine ernüchternde Bestandaufnahme, eine verspätete Fortsetzung von Moulds jetzt auch […] mehr…
Wer würde bestreiten, dass die Stärke des Rock in seiner primitiven Einfachheit liegt? Das richtige Riff zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Bei Black Sabbath wog es gefühlte 20 000 Tonnen und war so zäh und düster wie ein Albtraum, aus dem man nicht mehr erwacht. Die Kritiker sahen das ganz ähnlich und schrieben die […] mehr…
Nein, der Mann, der Klein-Texas auf die große Songwriter-Landkarte gebracht hat, ist nicht unter die wirklich Produktiven gegangen. „It’s Not Big It’s Large“ ist immer noch das Album, das bei Lyle daheim schon 2007 zu haben war und nun auch hier noch zu einer späten Veröffentlichung kommt, weil Lovett nach einer halben Ewigkeit just mal […] mehr…
Auf Keyboards und analogen Synths basieren die traumartigen, schwebenden Aufnahmen des Trios aus Brooklyn hauptsächlich, immer schön entlang der Demarkationslinie zwischen sonniger Gemütsverfassung und schummriger Melancholie. Die Flipside „Haunted House“ beschwört den embryonalen Technopop der Siebziger, mit der nötigen Naivität. (Elefant/Alive Wolfgang Doebling mehr…
Während die Liebesschnulze den Prototypen des Schlagers darstellt, bevorzugt der Indie-Pop als Blaupause das Trennungsdrama. Und Rachael Yamagatas zweigeteiltes Album „Elephants…Teeth Sinking Into Heart“ ist genau genommen nichts anders als ein solches Trennungsdrama- erzählt in 15 kleinen Episoden, die in der inneren Immigration am Ende einer Beziehung beginnen und zur Neubesinnung führen. Wenn Rachael Yamagata […] mehr…
Der Multi-Instrumentalist aus Yorkshire hatte mit der halben britischen Folk-Scene kollaboriert und mit Bruder Robin Platten gemacht, als dies, sein erstes Solo-Album, 1972 auf dem Polydor-Sublabel Folk Mill erschien. Und, weil Polydor besagten Imprint schnell wieder einstellte, binnen Monaten aus den Läden verschwand. Was im Laufe der Jahre mithilfe des Automatismus von Angebot und Nachfrage […] mehr…