PENELOPE HOUSTON – Tongue :: WEA

Als Penelope Houston 1996 mit „Cut You“ herauskam, waren nicht wenige Fans enttäuscht: Nur fünf neue Songs, der Rest eine Best Of-Zusammenstellung aus ihren drei Indie-Alben – ein gelungener Querschnitt zwar, aber eben bereits bekanntes Material. Was niemand wußte: Es sollte das letzte Album mit ihrer akustischen Begleitband sein. Die Künstlerin suchte neue Herausforderungen und startet nun mit „Tongue“ den dritten Abschnitt ihrer langen Karriere, die einst in der Punk-Band The Avengers begann.

Eins ist gewiß: Die Arbeiten an diesem Album müssen wie ein Jungbrunnen gewirkt haben. Wo die exotischfolkigen Arrangements früher im Kollektiv festgelegt wurden, gab es diesmal jede Menge Freiraum, den sie mit verschiedenen Partnern (Quick Prophet, Pat Johnson, The Go-Go’s) zu nutzen verstand: Anfangen bei Null plus Gitarre, Songtext und Rhythmusbox, dabei immer den schönen Popsong im Auge. Die neuen Songs fliegen frisch und stramm geradewegs ins Gesicht. Der Titelsong ist vielleicht das beste Beispiel für das neue Gewand: ein simples Gitarren-Riff, ein gerader Beat, eine kraftvolle, doch luftige Produktion und eine Melodie, die einfach glücklich macht. Mitverantwortlich zeichnen Charlotte Caffey und Jane Wiedlin von den Go-Go’s, deren Chorgesang den lasziven Songtext in Richtung Girlie-Pop veredelt.

Bevor jetzt jemand Ausverkauf schreit, sei festgestellt, daß persönliche Handschrift und weibliche Stärke ihrer Songs unverkennbar geblieben ist. Nehmt die geniale Ambivalenz von „Scum“: Wieder eine erfrischend-sonnige Melodie, die zum Mitsingen einlädt, jedoch zu den Zeilen „You’re the scum of the earth… You’re one that I hate“, gewidmet irgendeinem miesen Geschäftemacher aus Avengers-Zeiten. Als Gitarrist und Co-Autor agiert hier Chuck Prophet So unwahrscheinlich die Paarung Houston 8C Prophet einmal schien, so erfolgreich war sie: „Scum“ war in 24 Stunden fertig.

Daß die Übergänge sanft und ohne Brüche vonstatten gehen, ist auch das Verdienst von Producer Jeffrey Wood, der dem Album einen schlüssigen Gesamtsound verpaßt hat, ohne die charakteristischen Details der einzelnen Songs wegzubügeln.

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