Pink Floyd :: The Wall (Immersion Box)
Das Konzept-Album von 1979 im großen Brimborium-Kasten
Es ehrte Gerald Scarfe, dass er in seinen Anmerkungen zu „The Making of Pink Floyd – The Wall“ zugab, dass es der Größenwahn war, der ihn an den theatralischen und effektvollen Bühnenshows der Band fasziniert habe. Nach der mitternächtlichen Uraufführung des gigantischen Videoclips, den Alan Parker aus dem Stoff gemacht hatte, soll Steven Spielberg auf dem Festival von Cannes den Chef von Warner Bros. entgeistert gefragt haben: „Was zur Hölle war das?“ Genau mit dieser Frage beschäftigten sich seither nicht nur immer wieder mal akademische Studien, dazu findet man im Netz ( www.thewallanalysis.com) eine eigene Seite.
Im Gegensatz zu besagter Website trägt die Broschüre, die der „Immersion“-Edition von „The Wall“ beiliegt, nichts zum besseren Verständnis des Werks bei: Es enthält nur weitere Scarfe-Cartoons, handschriftliche Songtexte und Photos von Live-Aufführungen. Was für eine schwere Geburt das war, belegen die mehr als fünf Dutzend (!) Demos auf den CDs 5 und 6, entstanden bei Waters‘ langem Treck durch diverse Tonstudios.
Auf verschiedene stark autobiografisch geprägte Motive sollte Waters wenige Jahre später in „The Final Cut“ zurückkommen. Dennoch war „The Wall“ nie ein „work in progress“ im geläufigen Sinne des Begriffs, im Gegenteil: Anders als bei Genesis, The Who oder Frank Zappa erschöpfte sich der Ehrgeiz – wie der Mitschnitt aus dem Earls Court hier zeigt – musikalisch zuerst und zuletzt in möglichst getreuer konzertanter Reproduktion der Studiofassung. Die findet man hier auf den CDs 3 und 4. Restauriert hat man jetzt immerhin „The Happiest Days Of Our Lives“ live und das Promo-Video zu „Another Brick In The Wall, Part 2“.
Warum es während der Aufnahmen zu so massiven Zerwürfnissen kam, wird auch in der „Behind The Wall“-Dokumentation nicht näher erläutert. Immerhin äußert sich Waters hier mal nicht abfällig über die frühe „psychedelische“ Phase, in der Syd Barrett als kreativer Kopf den Kult um die Band begründete. Lieber erzählt er einmal mehr, wie furchtbar es war, seit „The Dark Side of the Moon“ so schrecklich viele Platten zu verkaufen. Auf mancherlei dem Set beiliegenden Tand hätte man auch bei dieser „Immersion“-Box verzichten können. (EMI) Franz Schöler