Planet der Affen

(Start 30.8.) Heute betrachtet, erscheint einem das Original wie Trash, der als solcher aber 1967 von Franklin J. Schaffner durchaus intelligent umgesetzt wurde. Charlton Heston und zwei Kameraden stürzen mit ihrem Raumschiffüber einen Planeten ab, auf dem sich die jüngere Evolutionsgeschichte umgekehrt wurde. Die Menschen sind zu Kreaturen degeneriert ohne Sprache und Verstand, die wie wilde Tiere gejagt und eingepfercht werden von aufrecht gehenden, zivilisierten Affen mit Pferden und Gewehren. Der Schlussakt, als Heston die Trümmer der Freiheitsstatue erblickt und erkennt, dass dies die Erde der Zukunft nach einem Atomkrieg ist, ist dann eine meisterliche Schockpointe des Genres.

Vier schwache bis debile Fortsetzungen und mehr als drei Jahrzehnte später, also zu einem Zeitpunkt, an dem Stanley Kubrick mit „2001“ die Entdeckung des Schlüssels zur Menschwerdung setzte, hat sich Hollywood der bizarren Sci-fi-Story nun erinnert. Für die neue Adaption des Romans von Pierre Boulle ist Tim Burton angeheuert worden, was erst einmal eine gute Wahl ist, denn mit seinem anarchischen Witz und skurrilen, surrealen Stil gehört der Regisseur zu den letzten Genies des großen Kinos. Allerdings kam Burton, der zuletzt vergeblich das Geld für einen neuen „Superman“-Film aufzutreiben versuchte, erst gegen Ende der Planungen hinzu. So schwankt das Ergebnis zwischen klugen Referenzen, visueller Kunst und einem dämlichen Plot, der klar macht, warum die Macher gespreizt von einer Re-Interpretation statt des üblichen Remakes reden.

Der Kosmonaut Leo (Mark Wahlberg) bildet Schimpansen zu Testpiloten aus. Als er einen seiner Probanden während eines Allfluges aus einem elektro-magnetischen Sturm retten will, kann er mit seiner eigene Raumkapsel gerade noch auf einem unbekannten Planeten notlanden. Wie einst Heston wird auch Wahlberg mit einer Hotide halbnackter Menschen (darunter Kris Kristofferson in einer ärmlichen Rolle und Ex-Model Estella Warden als vollbusiger, blonder Blickfang) von Affen in Käfige gesteckt. Während Heston sich allerdings als einziger Mensch wie die Affen artikulieren konnte und sich einer Wissenschaftlerin unter den Schimansen anvertraute, beherrschen nun Menschen und Affen dieselbe Sprache. Warum sich also Helena Bonham Carter als aufmüpfige, humanistische Tochter eines Senators gerade für Wahlberg interessiert, ist auch durch eine angedeutete Eifersüchtelei mit Warden ebenso wenig geklärt wie die Frage, weshalb die Menschen trotz Sprache den Affen in allen Belangen unterlegen sind.

Dabei werden die Affen mit Schwertern und Spießen, aber ohne Schrift, Schule oder Forschung ohnehin charakterisiert wie mittelalterliche Barbaren, die gekrümmt oder auf allen Vieren laufen und durch die Luft springen wie ein Monster in einem Horrorfilm. Tim Roth grunzt und gestikuliert wild als faschistischer Menschenhasser General Thade, die Menschen in etwa wie Schäflein während der Christenverfolgung wirken, und Heston ruft als Thades sterbender Vater zum totalen Krieg gegen die Menschheit auf. Da ist reichlich Raum für Interpretationen. Und man muss es wohl auch als (reaktionäre, oberflächliche) Kulturkritik verstehen, dass die Affenkids Basketball spielen, zu Techno tanzen und fluchen.

Natürlich kann man die prächtigen Affenmasken und Kostüme loben oder darauf verweisen, dass die Raumkapseln denen von Kubrick ähneln und ein Zeltlager der Affen-Armee so poetisch aussieht wie aus einem Kurosawa-Epos. Aber letztlich ist dieses konfuse Abenteuer so spannend und tiefsinnig wie ein Besuch im Zoo.

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