REPLAYS1 :: von franz Schöler

Preisen möchten wir in diesen Spalten endlich einmal das Mischpult-As Henry Lewy. Lange Jahre zeichnete der für die schier sagenhaften Aufnahmequalitäten vieler JONI MIT-CHELL-Platten verantwortlich. Wie vorzüglich er zu arbeiten pflegte, demonstrieren einmal mehr die Aufnahmen aus Miss Mitchells Asylum-Jahren, die seit kurzem komplett klangtechnisch generalüberholt vorliegen. Bizarr nur: Diese acht Platten von „For The Roses“ bis „Shadows And Light“ werden anscheinend peu à peu eher klammheimlich in den Handel geschleust. Optisch erkennbar sind die Remaster-Versionen am aufgedruckten „HDCD“-Logo. Auch „Court And Spark“ (Asylum 7559-60593-2), von all ihren Meisterwerken 1974 auch noch das erfolgreichste. In der jüngsten CD-Fassung kommt das nun endlich in zumindest derselben famosen Klangqualität, die 1980 die von Mastering-Crack Stan Ricker überspielte Halfspeed-Vinyl-Version für das Nautilus-Label auszeichnete. Daß die Remakes auch noch preiswert gehandelt werden, dürfte all jene Bewunderer ganz besonders freuen, die diese Aufnahmen längst auf DC besitzen. 5,0

Wer bislang in dem Glauben lebte, die ganzen frühen Shelter-LPs von J. J. CAIiE seien eigentlich nur mehr oder minder semiprofessionell bis schlampig aufgenommene Demos gewesen, dem werden die Ohren übergehen, wenn er Evergreens wie „Lies“, „Magnolia“ oder „Cocaine“ neuerlich auf dem Doppel-Set „Anyway The Wind Blows“ hört (Mercury 532 901-2). Egal, wie lausig die ersten CD-Ausgaben geklungen haben mögen: Diesmal demonstrierte der renommierte Tonmeister Denny PurcelL was er beim Remastering in Nashvilles Georgetown Mastering Studio an unerhörter Klangqualität aus den Bändern zaubern konnte. Der klangliche „Mehrwert“ ist, relativ betrachtet, größer noch als im Fall von Joni Mitchells Asylum-Edition. Unter den 50 Aufnahmen findet man übrigens nicht nur sechs unveröffentlichte, sondern auch neun in Lizenz übernommene aus den letzten drei LPs für die „Konkurrenz“. Also die definitive Werk-Retrospektive des stets gelassenen Gitarristen, 4,0

Mm den vier wichtigsten „twofers der letzten Wochen ist der gleichnamige von DELBERT McCLINTON (Raven RVCD-65, ein „Aussie“-Import!) zweifelsfrei der großzügigste. Er bietet nicht nur ungekürzt die ersten beiden Solo-LPs des texanischen R&B-Veteranen („Victim Of Life’s Circumstances“ und „Genuine Cowhide“), sondern dazu noch vier Songs von „Love Rustler“, 1977 seiner dritten LP für ABC. Daß die ersten beiden Platten in noch etwas besserer Klangqualität kommen als bei den USVinyl-Pressungen seinerzeit, dürfte kaum jemand beanstanden. Das sind gefühlvolle Honky-Tonk- und Soul-Songs für Kenner! 4,0

Auch ohne die Crossfades, die jetzt Ansagen und 14 Songs von „Mad Dogs & Englishmen“ nahtlos miteinander verbinden, hätte man die Doppel-LP von JOE COCKER auf einer CD speichern können. Wenn die trotzdem etwas enttäuschend ausfallt, dann weil das Remaster (A & M 540 698-2) – hörbar an „clicks“ und vor allem unnötig „magerem“, weil reduziertem Grundton- und Baßbereich – offenbar von einer zweitklassigen Kopie übernommen wurde. Das klanglich klar bessere Set jedenfalls, vor Jahren von Mobile Fidelity veröffentlicht, wurde leider längst wieder aus dem Verkehr gezogen. 3,0

Was übrigens die goldbedampfte Nobel-Edition angeht, die letztgenannter Oldies-Spezialist vom Debüt „The Vehet Underground 6? Nico“ vorlegte (MFSL UDCD 695/ in-akustik), muß man unvoreingenommen anerkennen: Die klingt unerfindlicherweise einen Tick besser noch als die letzte, vom berühmten Doug Sax produzierte Remaster-Fassung. Als Bonus-Track findet man hier den „All Tomorrow’s Parties“-Outtake, bei dem Nicos Stimme (noch) nicht „double-tracked“ war. Daß man allerdings für das viele Geld nicht auch in optimaler Miniatur-Reproduktion die originale Cover-Art des berühmten Klapp-Albums bekommt, zeugt fast schon von Raffgier. Trotzdem 5,0

Die Songs, die GERRY RAFFERTY 1969/70 für die zwei LPs der NEW HUMBLEBUMS aufgenommen hatte, gab’s kurze Zeit auch schon mal auf der CD eines obskuren Indie-Labels in Lizenz. Erheblich besser klingen die jetzt allerdings doch auf dem „The New Humbkbums/Open Up The Door“twofer, der von den originalen Transatlantic-Masters überspielt wurde (Castle ESMCD 498/contraire-Import). Wie NME-Kritiker Charles Shaar Murray vor einem Vierteljahrhundert in seinen Liner Notes zur Vinyl-Variante sehr richtig feststellte, ist das höchst melodiöser und melancholischer Fblk-Rock-Stoff von allerfeinster Machart – nicht nur für „Raffertophile“! Jene 14 Songs, die Rafferty damals als „armer Penner“ einspielte, verdienen allemal 4,0 .

Die zwölf Lieder des Kollegen Billy Connolly, eher der Superleichtgewichts-Folk-Klasse zuzurechnen, kann man ja problemlos per „program“-Taste ausblenden.

Um auf Henry Lewy zurückzukommen: Der war auch Coproduzent und Toningenieur der ersten beiden LPs, die Gram Parsons mit den FLYING BURRITO BRO-THERS einspielte. Weil“77ie GildedPalaceOf Sin“ und „BurritoDeluxe“ bequem auf eine CD passen, hat man die endlich auch – klanglich noch einmal deutlich optimiert – als twofer gebracht (A & M 540 704-2/PMS). Obwohl das zweite Album nicht den Klassiker-Status des Debüts erreichte, halten wir in diesem Fall ausnahmsweise – wegen des gegenüber der Doppel-CD „Out Of The Blue“ nochmals perfekter ausbalancierten Klangs volle 5,0 für angemessen.

NILS LOFGRENs Solo-Debüt erstmals von Originalbändern (A & M 540 702-2/PMS) bestätigt, was man wußte: Nie war das Wunderkind als Komponist in besserer Form als 1975 – ausgenommen die hinreißenden Pop-Balladen aus frühen Grin-Jahren. 4,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates