Richard Buckner – Impasse :: FARGO
Ergiebige Lo-Fi-One-Man-Show des gewachsenen Nicht-Sängers Können Wolken lügen? Bei Richard Buckner schon. Kaum ein anderer Songwriter seiner Generation hat sich in der letzten Dekade so radikal und doch organisch weiterentwickelt. Er startete 1994 mit „Blomed“ in Lubbock unter endlos weitem Texas-Himmel, begleitet, geleitet von Lokal-Größen wie Lloyd Maines, Butch Hancock und Ponty Bone. Doch spätestens auf „Since“(1998) bewährte sich Buckner auch als Troubadour im freien Fall jenseits der klassischen Folk’n’Country-Scholle. Fallen ließ ihn schnell auch sein eher kurzatmiges Major-Label.
Inzwischen lebt und arbeitet Richard Buckner in Kanada, wo er sich in Edmonton, Alberta ein Heimstudio eingerichtet hat. Dort inszenierte er „Impasse“ als ergiebige Lo-Fi-One-Man-Show, in der rootsige Twang-Gitarren und sphärische Geister-Keyboards in oft fintenreicher Co-Existenz harmonieren. Halt! Fast hätten wir doch glatt Gattin Penny Jo unterschlagen.
Die darf nicht nur treibendschmucklos trommeln, sondern vor allem aus erster Hand Stoff liefern für die große Beziehungskiste, die hier formal einigermaßen abenteuerlich gezimmert wurde. Im Booklet sind sämtliche Texte der 15 oft eigentümlich betitelten Songs als fortlaufende, dialoglastige Short-Story zusammengefasst.
Nach „Sackgasse“ (deutsch für „Impasse“) klingt das Ergebnis zumindest musikalisch aber kaum. Songs wie „Hoping Wishers Never Lose“, „(A Year Ahead)…& A Light“ und „…& The Clouds’ve Lied“ entwickeln vielmehr mit singenden Gitarren-Licks formidablen Pop-Drive. Doch schalten die Buckners auch wieder mühelos auf nackte Folk-Kontemplation um („Put On What You Wanna“).
Ein Wiederhören mit „Bloomed“ bringt zudem die Entwicklung des Vokalisten Richard Buckner ans Licht. War er anfangs noch hörbar bemüht, sich an Konventionen „schöner“ Intonation abzuarbeiten, so vertraut er jetzt im selbstkreierten Ambiente einfach sehr lässig dem leiernden, rauhen Timbre des gewachsenen Nicht-Sängers. Lügen Wolken doch nicht?