Rick Danko – Times Like These und Garth Hudson – The Sea Of The North :: Corazong

Seltsam, dass sich die Geschichten der beiden Bands, die auf so unterschiedliche Weisen die wohl schönsten Harmonien des Pop sangen, so sehr gleichen. Zum einen die Tragik der Beach Boys: Brian Wilsons Labilität Dennis Wilsons frühes Ableben, Carl Wilsons Krebstod und die Streitereien von AI Jardine und Mike Love, zum anderen die nicht minder traurige Geschichte von The Band: Richard Manuels Selbstmord, Levon Helms Kehlkopfkrebs und der Krach mit dem eiden Robbie Robertson, Garth Hudsons Tüddeligkeit und Rick Dankos viel zu früher Tod 1999. Nie wieder werden wir diese Stimmen zusammen hören können.

Rick Danko hat bis zu seinem Tod an einem neuen Album gearbeitet, das nun endlich auch bei uns erscheint Die Songs sind großen Teils bekannt So etwa die Clapton-Kooperation „All Our Past Times“ von dessen „No Reason To Cry“, „Book Faded Brown“ vom letzten The Band-Album ,Jubilation“. Dankos immer noch wundervolle Soul-Stimme ist mit der Zeit brüchiger geworden und versagt ausgerechnet beim eleganten Remake seines Meisterstücks, der Dylan-Co-Komposition „This Wheels On Fire“. Im wundervollen Titelsong und dem Grateful Dead-Klassiker „Ripple“ rührt sie einen jedoch zu Tränen. Modernismen wie die Synthesizer auf Sam Cookes „Chain Gang“ oder das Muckertum von Joe Walsh stören an einigen Stellen den ansonsten würdigen Abschied, bei dem auch die alten Freunde Hudson und Helm dabei sind.

Produziert wurde „Times Like These“ von Professor „Louie“ Hurwitz, der auch auf „The Sea Of The North“, dem Solodebüt des genialischen The Band-Organisten Garth Hudson dabei ist. Auch sonst ist die Liste der Mitwirkenden fast deckungsgleich, die Musik jedoch ist ein Unterschied ums Ganze. Nach Nostalgie scheint Hudson der Sinn nicht zu stehen. Die Musik, eine Mischung aus Pharoah Sanders, den Chieftains, Fusion-Jazz und wirrer Elektronik ist auf dem zwölfminütigen Opener „The Saga Of Cyrus And Muigrew“, dem Titelstück und dem Grateful Dead-Cover „Dark Star“ fast näher an „Kid A“ als an „Mitsic Front The Big Pink“. Wie Songtitel und das wenig geschmackssichere Cover (Hudson reitet auf einer Schneeeule) schon andeuten, ist das Werk nicht frei von Hippiefum und Kitsch, und vor allem die Vertonung eines Textes von Eric Anderson, „The Breakers“, balanciert nahe am Geschmäcklerischen. 3,0

Das selbst aus den Scherben von The Band noch Beachtliches entsteht, ist tröstlich, und im nächsten Jahr gibt Brian Wilson in London die Live-Premiere von „Smile“.

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