Robert Earl Keen – Picnic :: Arisla/BMG

Unverhofft kommt doch öfter, als man denkt Robert Earl Keen auf einem Major-Label? Damit war nicht unbedingt zu rechnen,auch wenn es „nur die regionale Sub-Adresse (nämlich Austin) ist Ein Fall für die Buchhaltung also, Rubrik „Abschreibungen“? Oder doch echtes Engagement für texanische Songwriter-Kunst?

Da diese Zeilen abseits einer Spezialisten-Kolumne ihren Platz finden, zwecks Einführung der Person der Hinweis auf zwei Songs: Gemeinsam mit Lyle Lovett schrieb Robert Earl Keen „This Old Porch“, das auf dem Debüt-Album seines alten Freundes verewigt wurde. Und sowohl Joe Ely als auch The Highwaymen coverten seine Sonny & Sherry-Legende „The Road Goes On Forever“.

Keen selbst wiederum beharrte immer darauf, seinen Tribut an geschätzte Kollegen zu entrichten. Nach Terry Allen („Amarillo Highway“ auf „A Bigger Piece Of Sky“) und Steve Earle („Tom Arnes‘ Prayer“ auf „Gringo Honeymoon“) huldigt er auf seinem sechsten Album „Picnic“ nun James McMurtry und dessem TexasÜbersong „Levelland“ (im Original auf „Where’d You Hide The Body% den er vermutlich selbst verdammt gern geschrieben hätte. Auch gibt’s eine Version von Dave Alvins „Fourth Of July“ – passabel, mehr nicht.

Aber am besten aufgehoben ist Keen immer noch in seinen eigenen . Songs, mit dieser eigentümlich nasalen, eher modulationsarmen Stimme, die gerade da Distanz schafft, wo zuviel Nähe unerträglich würde. In der romantischen Verzweiflung von „I Wonder Where My Baby Is Tonight“ und „Oh Rosie“, in der „Was-kostet-die-Welt“-Euphorie von „Runnin‘ With The Night“, in der Drop-out-Story „Shades Of Grey“. Und die selbst Zeilen wie „die beauty of sadness is feeling the pain“ ertragen hilft.

Fans der ersten (oder zweiten) Stunde könnten monieren, daß sich Keen unter der Produktionsregie des zuverlässigen John Keane (R.E.M., Indigo Girls etc.) zu sehr diszipliniert die superlangen Country-Epen fehlen ebenso wie die ehedem leicht verschrobenen Rückgriffe auf Bluegrass- und Vtestern-Swing-Lektionen. Man kann aber auch sagen: Klingt ja alles wie aus einem Guß, das!

Geblieben ist das Gespür des Texaners für die richtige Frauen-Stimme. Nach Maura O’Connell (auf „A Bigger Piece Of Sky“) liegt ihm diesmal der Cowboy Junkies-Engel Margo Timmins zu Füßen, öfter als Background-Sängerin, aber einmal auch als Duett-Partnerin: „Then Came Lo Mein“ ist als ein bewegender Schlußakt der perfekte Kontrapunkt zum fatalistischen Auftakt „Undone“. Hoffnung hilft bekanntlich nicht viel weitet Eine richtige Entscheidung zum rechten Zeitpunkt hingegen schon.

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