Roots
Sue Foley- Love Comin Down (Shanachie/Koch)
Da haben sich zwei gefunden: Lucinda Williams ab Harmony-Sängerin bei Sue Foley – da ist der „Empty Cup“ (so der gemeinsame Titel) schnell randvoll mit Stil, Emotion, Sex, Klasse. Die gebürtige Kanadierin hat Austin hinter sich gelassen, um in Ottawa Sohn Joseph aufwachsen zu sehen. In Landsmann Colin Linden fand Foley in der alten Heimat einen alten Fan als Produzenten, der ihre Stärken als Autorin und Interpretin auf dem inzwischen sechsten Album in subtil-köchelnden Arrangements exakt herausarbeitet. Akustik-Blues („How Strang“), Texas-Shuffle (Barbara Lynns „Oh Baby“), Soul- und Gospel-Tupfer („To Be Next To You“, „Am I Worthy“), klassische Chicago-Vorlagen (Willie Dixons „Same Thing“), sogar ein Flamenco-inspirierter Instrumentalausflug zum „Mediterranean Breakfast“: Foley ist überall zu Hause. 4,5
Dwigtit Yoakam Dwightyoakamacoustic.net (Reprise/WEA)
Schon etwas länger her, dass sich Mister Yoakam ausschließlich der Musik widmete. Erst kam die Schauspielerei („Sling Blade“, „The Newton Boys“), dann kam die eigene Keksfabrik (Just heat ‚an and eat ‚em“, so der Serviertip für seine Bakersfield Biscuits), demnächst kommt sein Regie-Debüt (der Gothic-Western „South Of Heaven, West Of Hell“). Kein Wunder mithin, dass uns Dwight nach den „Greatest Hits From The 90’s“ schon wieder retrospektiv kommt: In dieser Unplugged-Werkschau lässt er gleich 25-mal nur Stimme und Akustik-Gitarre an Klassisches vom Schlage „I’ll Be Gone“, „Little Ways“, „Two Doors Down“. Der Intimitätsgewinn wird mit einem Spannungsverlust bezahlt; zu oft sehnt man die muskulösen Licks seines Gitarren-Dynamos Pete Anderson herbei. Und „Guitars, Cadillacs“ a-capella ist wie Dwight ohne Hut 2,5
Vince Gill – Let’s Make Sure We Kiss Goodbye (MCA/Universal Import)
Alben wie „High Lonesome Sound“ und „The Key“ hatten zuletzt die Hoffnung genährt, dass der smarte Hüne mit dem himmlischen Tenor noch nicht ganz verloren ist für die Roots-Welt. Um so enttäuschender, dass Gill nun seinen Bluegrass-Wurzeln wieder fast komplett den Rücken zukehrt, um das junge Glück mit Duett-Partnerin Amy Grant mit reichlich MOR-Schmus zu feiern. Da können dann auch ein paar R & B-Farben („Baby Please Don’t Go“), das finale Akustik-Requiem „Hey God“ und ein schönes Cover nicht mehr viel retten. Frisch Verliebten soll man ja mildernde Umstände einräumen. Aber nicht, wenn sie öffentlich mit Süßholz hausieren gehen, das besser im Schlafzimmer verblieben wäre. 1,5
Diverse – Best Of Frutigen (Blue Buffalo Records)
Die Anfänge 1984 waren noch bescheiden, doch schon bald kamen sie (immer wieder) gern, die Größen aus Texas und Tennessee, um das Songwriter-Festival in der Schweiz zu beehren. Nach dreijähriger Zwangspause konnte just das Comeback über die Frutigen-Bühne gehen (mit Steve Earle), Anlass genug für diese Live-Retrospektive aus den Jahren 1989 bis 1996. Guy Clark eröffnet schön passend mit „Old Friends“ einen 13-Song-Reigen, der freilich nicht nur Höhenflüge präsentiert: Stephen Bruton enttäuscht fahrig. Jimmy LaFave gniedelt Jerry Lee Lewis hinterher, das Instrumental „Alpine Valley“ erscheint in diesem Rahmen deplatziert, und Lokalmatador Polo Hofer erinnert mit „Alperose“ eher an BAP denn US-inspiriertes Qualitäts-Songwritirig. Da müssen die Sexton-Brüder, Tish Hinojosa, Kevin Welch, Jim Lauderdale, Delbert McClinton und die Subdudes schon halten, was die Namen versprechen. Und einer Flatlanders-Reunion kann man ja auch nicht alle Tage beiwohnen: 1991 sangen Ely, Hancock und Gilmore dort tatsächlich „She Never Spoke Spanish To Me“ zusammen. 3,0
Rebecca Lynn Howard (MCA/Universal Import)
Melba Montgomery als Co-Autorin, Buddy Miller als Background-Vokalist – kann nicht so übel ausfallen, das I Debüt dieser 20-Jährigen. Doch Miss Howard weiß nicht, wo’s hingehen soll: Pop-Pin-up oder Country? 2,0