Sabine Scho :: Tiere in Architektur

Ob königliche Menagerie, privater Tierpark oder Geo-Zoo – die Lyrikerin Sabine Scho hat sie alle besucht. Sie hat sich von Tieren ansehen lassen, den Blick erwidert und sodann auf die Gitter­stäbe, Gräben und Glasscheiben gerichtet, auf Mauern, Zäune und großräumige Gehege. Selbst den unbetretbaren Zoo von „El Patrón“ – dem kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar, der auf seiner Hacienda Löwen, Elefanten und Flusspferde hielt – hat sie poetisch in Augenschein genommen. „Tiere in Architektur“ erkundet auf so vielfältige, sowohl sprachlich als auch fotografisch spielerische Weise das Verhältnis von Mensch, Tier und Be-

hausung, dass der Leser aus dem Staunen und Grübeln nicht mehr herauskommt. Über die Frage, ob ein Zoo mit seiner Unterhaltungsarchitektur nun Tierquälerei sei oder dem Artenschutz diene, geht das schmale Bändchen weit hinaus. Die Texte der in Berlin und São Paulo lebenden Autorin, die einst von Thomas Kling entdeckt wurde, balancieren auf der Grenze zwischen erzählender wie essayistischer Prosa und Gedicht; bildersatte Geistesblitze finden darin ebenso Platz wie neckische Wortspiele, philosophische Betrachtungen und Kalauer: „Auch ein blinder Hahn endet einmal im Kugelhagel.“ Ein so gleichermaßen schönes, anregendes wie geistreiches Buch gehört einer seltenen Spezies an. Man sollte es nicht in ein Regal sperren, sondern hegen, pflegen und lesen. (Kookbooks, 19,90 Euro)

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