Secret Machines – Now Here Is Nowhere

Musik aus dem milchweißen Zimmer mit den kokosweißen Vorhängen, für Leute, die wissen, wie man selbst zu „Roundabout“ von Yes und „Mother Sky“ von Can ein Träumchen träumen kann. Obacht, Punks: Die Secret Machines aus New York haben alles, was ihr an Prog-Rock immer schrecklich fandet. Bloß keine Gitarren-Soli (abgesehen von einem sehr kurzen), keine Geschichtsbuch-Referenzen, Klassik-Zitate, Kirchenchöre, Bärte. Immerhin, ihre Lieder sind verdammt lang.

Die Wahrheit ist natürlich, dass Indie- und Progressive-Rock längst Frieden geschlossen haben und die Ergebnisse oft sehr ähnlich sind. Bei den Secret Machines liegt das sicher nicht daran, dass sie zufällig dieselben Jazz-Platten gehört haben wie irgendwelche Krautrocker – man merkt viel zu deutlich die kosmischen Vorbilder, die vielleicht nur vorgetäuschten Siebziger-Jahre-Drogen, den Hippie-Glamour und den Trommel-Hammer von Led Zeppelins John Bonham (progressiv: siehe „Kashmir“).

Die Rüschen und Zotteln sind abgerupft, punkiger als auf ihrem ersten Album „Now Here Is Nowhere“ kann diese Musik gar nicht werden: nicht unbedingt schneller oder ausfälliger, sondern kälter, genauer und lauter.

Zwei Brüder und ein Freund, aus Dallas nach Brooklyn gezogen, langhaarig in schmalen Anzügen, von einem angeblichen Ex-Pink Floyd-Soundtechniker produziert und mit psychedelischen Effekten ausgestattet. Der typische Space-Rhythmus (Can, Neu!, Stereolab) wird unglaublich scharf geschlagen. Wenn in „First Wave Intact“ die Gitarre mit ihrem Akkord auf den Busch haut, zwitschert der Synthesizer hoch, mehr ein New-Wave-Synthesizer, der hier scheinbar nichts verloren hat.

Dass die Band – obwohl es ihr um vielstimmige Monotonie und gelegentlich maximale Geräuschentwicklung geht – für Bass und Keyboards nur einen einzigen, hin- und herwechselnden Mann hat, sagt viel: Sie spielen die im Kern epische Musik so zielsicher und unvirtuos wie möglich, bis man sich fühlt, als ob einem jemand wiederholt eine Flasche über den Kopf gezogen hätte, was man mit Hypnose verwechseln kann. „Blowing all the other kids away“, singt der Sänger, ein fitgespritzter Richard Ashcroft, in einem der wundervollen Refrains, die immer wieder aus dem Fluss auftauchen.

An den ruhigen Stellen spiegeln sich auch Sachen wie Spiritualized, Sigur Ros, Pathos in diesen Mengen muss man aushalten können. Eine ganz sonderbare Platte, die nichts von der Eitelkeit ausstrahlt, mit der sie wahrscheinlich konzipiert wurde, die drahtig durch den Muff läuft und viel zu schnell vorbei geht. Ein Hoch auf die Langeweile.

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