Shawn Colvin – Whole New You

Nach Heirat und Baby ein neues Album in exzellentem Klang-Design Das neue Album, sagt Shawn Colvin, sei ein schwieriges gewesen, eines, dessen inspirierte Momente nicht im großen Fluss kamen, sondern mühsam errungen werden mussten. „Am Ende“, kommentiert die Künstlerin, „ist man gezwungen, einfach seinen Standards zu vertrauen.“ Ein Deutungsmuster für den Kampf mit der Kunst fällt nicht schwer: Nach ihrem letzten regulären, 1996 erschienenen Werk „A Few Small Repairs“ gab’s Grammys und Kntikerlob allerorts, Colvin war plötzlich eine Art von Popstar und nun für immer von der Folk-Szene, der sie entstammt, emanzipiert. Danach ließ die Sängerin/Gitarristin die Trümmer ihrer ersten Ehe hinter sich, heiratete ein zweites Mal und wurde Mutter.

Entsprechend dreht sich vieles auf “ WholeNew You „um Neubeginn und Inventur. „I could count the good times we had on one hand/ All the rest was sott of means to an end/ Now it’s done and I can never go back“, hört man gleich im Opener „A Matter Of Minutes“, einer eingekehrten Kontemplation aus kargen Gitarren und viel leisem Beiwerk, und darauf folgt – als Beleg der inneren Reinigung – mit dem Titelsong ein jauchzendes Pop-Ding, das man so von Shawn Colvin noch nicht gehört hat. „Shake your head in wonder when it’s all too good to be true“, singt die nun Glückliche, „like a whole new you.“ Colvin wäre nicht Colvin, wenn nicht auch solch frohe Botschaft einen Funken leiser Ironie in sich trüge; vermeintlich bescheidene Lieder wie das letztgenannte sind nie weniger als doppelbödig und fein konturiert von stillem, jede Halbwahrheit enlarvendem Wissen um die Unmöglichkeit eindeutiger Statements, und da mag viel von der Persönlichkeit der Künstlerin ins eigene Werk durchscheinen.

Verantwortlich für das exquisite Klangdesign von „Whole New 16h „ist wiederum John Leventhal; Colvins langjähriger Partner in musikalischen Belangen entwickelt seinen anderenorts oft unangenehm standardisierten Ambient-Pop nirgends so liebevoll und inspiriert wie hier – schön zu hören bei dem schwebenden „Nothing Like You“ oder dem hypnotischen „Another Plane Went Down“, dessen seltsam düstere Traumgesichte Colvins ganz famoses lyrisches Vermögen eindrucksvoll unter Beweis stellen. Solchen Standards kann man getrost vertrauen.

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