SHORT CUTS

The Cave Singers Naomi ***

Das vierte Album des Quartetts aus Seattle besticht durch den Verzicht auf produktionstechnische Schnörkel. So wirken die zwölf rohen Folk-Rock-Stücke eher wie ein Live-Mitschnitt. Doch so richtig mitreißend wird es erst gen Ende im polternden Sixties-Groove von „Early Moon“.(Jagjaguwar/Cargo)

Whitehorse The Fate Of This World Depends On This Kiss ***

Whitehorse sind ein kanadisches Singer/Songwriter-Duo. Auf ihrem ersten gemeinsamen Album probieren sich Luke Doucet und seine Ehefrau Melissa McClelland an einem guten Dutzend Genres: von sumpfigem Blues-Rock über verspielten New Wave bis zu folkigen Klavierballaden. (Blue Rose/Soulfood)

Dear Reader Rivonia ***1/2

Ein weiteres Mal betört die in Berlin lebende Südafrikanerin Cherilyn MacNeil alias Dear Reader mit herbstlichen Klavieretüden. „Good Hope“ atmet die Melancholie der McGarrigles, „Back From The Dead“ hat sie clever bei Joanna Newsom entlehnt. Nur ein Quäntchen Innovation fehlt noch.(City Slang)

The Leisure Society Alone Aboard The Ark ****

Die britische Pop-Combo lässt beim sacht gestrichenen Rumba-Rhythmus von „A Softer Voice Takes Longer Hearing“ Calexico vor Neid erblassen, „Fight For Everyone“ klingt dagegen eher wie ein mit Bläsern aufgemotzter Brendan-Benson-Song. Und spätestens im sinfonischen „All I Have Seen“ sind The Leisure Society ganz bei sich selbst.(Full Time Hobby/Rough Trade)

Fredrika Stahl Off To Dance **

Sie macht ihrem Nachnamen leider keine Ehre. Die Musik der Schwedin Fredrika Stahl wirkt so weich und zerbrechlich wie ein verwundeter Vogel. So zwitschert sie ihre elegischen Piano-Folk-Songs recht hingebungsvoll, während es im Percussion-Geäst nur leise raschelt.(Columbia/Sony)

Franka De Mille Bridge The Roads **1/2

Die Londonerin singt mit der Emphase einer Tracy Chapman, Streicher künden von aufwallenden Emotionen. Manchmal wird auch ein wenig Elektronik ergänzt wie im frankophilen „Gare du Nord“. Trotz spürbarer Ambition wirken die Arrangements dieser Kammermusik etwas ungelenk.(Chi Wara/Soulfood)

Bleached Ride Your Heart ***

Schon wieder eine erfrischende Girl-Band aus dem San Fernando Valley! Doch im Vergleich zu Haim sind die Melodien von Bleached eher im Punk verwurzelt. „Love Spells“ ist genau der rabiate Garagen-Hit, den ein solches Debüt braucht.(Dead Oceans/Cargo)

Night Moves Colored Emotions **

Man kennt das inzwischen alles zu gut: die auf Prärie-Weite gestimmten Gesänge und Gitarren! Night Moves aus Minneapolis spielen verträumte Americana-Hymnen und 70s-Pop, als würde der übermäßige Einsatz von Hall-Effekten genügen, um diese Genres in die Gegenwart zu beamen. (Domino/Goodtogo)

Ashley Hicklin Kissing The Queen **1/2

Pop von einem Sänger und Multiinstrumentalisten aus Scarborough, der in Deutschland Fuß gefasst hat. Hicklin schreibt seufzende Lieder fürs Radio und hat ein freundliches Schwärmen in der Stimme, von dem man sich gewinnen lässt.(Ferryhouse)

Bjørn Berge Mad Fingers Ball ***

Schon das elfte Album vom Saitenmeister aus Norwegen – Berge spielt eine virtuose Folk-Blues-Gitarre und singt dazu mit dunkler Stimme. Für dieses Werk spielt er Songs von Willie Dixon und Robert Johnson sowie fünf Eigenkompositionen.(Jazzhaus)

Abby Friends & Enemies ***

Exzellente Band aus Berlin: Abby spielen unkonventionelle Indie-Pop-Lieder über entspannte Dance-Grooves und kreieren eine elegante Atmosphäre, in der aber Raum für Dynamik und Rock-Dramatik ist. Friends, auf jeden Fall. (Universal)

Milo Greene Milo Greene ****

Tolles Songwriter-Kollektiv aus Kalifornien: Bei Milo Greene singen drei Männer und eine Frau traumverschwommene Indie-Lieder – als hätten Fleetwood Mac und Sufjan Stevens ein gemeinsames Album aufgenommen. Spectral sonics, cineastisch, auf eine inwendige Art euphorisch. Beeindruckend. (Warner)

Justin Hayward Spirits Of The Western Sky *1/2

Auf seinem ersten Soloalbum seit 1996 hat der Sänger von The Moody Blues sich nicht einengen lassen wollen: Neben den hier typischen Softrock-meets-Classic-Liedern stehen einige Bluegrass-Country-Aufnahmen sowie zwei Dance-Remixe (!) seines Klassikers „I Know You’re Out There Somewhere“.(Eagle Rock)

Tom Morgan Orange Syringe ***1/2

Schwankender Indie-Gitarren-Pop vom ehemaligen Smudge-Sänger und Lemonheads-Mitstreiter. Der Australier beherrscht die alte Kunst des unterarrangierten, unbeholfen wirkenden Liedes, in dem eben dadurch etwas Wahrhaftiges, Berührendes erkennbar wird. Schön!(Fire/Cargo)

The Pearlbreakers Proof On The Way **1/2

Voluminöser Poprock mit Roots-Einflüssen von einer Band aus der Schweiz. Runde Produktion, dazu griffige Songs und Slide-Soli vom Americana-Fürsten Hank Shizzoe: Geht o.k.(Pop-up)

77 Bombay Street Oko Town ***

Noch mal die Schweiz: 77 Bombay Street melden sich mit einem gut austarierten Folk-Rock-Album zurück, an dem wieder alles stimmt: die gut geschriebenen Lieder, die geschmackvollen Sounds, das melancholisch-entspannte Summen. (Themroc)

Saint Lu 2 ***

Natürlich war Luise Gruber alias Saint Lu die beste Sängerin beim ESC-Vorentscheid, sie bescherte uns ein paar ehrliche Minuten. Das zweite Album hält das Versprechen der Single „Craving“ mit einer dunklen Soul’n’Roll-Produktion, in der viel Platz ist für Saint Lus kratzbürstige Sinnlichkeit. (Warner)

Frontier Ruckus Eternity Dimming ***1/2

Dieser Indie-Folk-Rock spielt nicht auf dem Land, sondern in einem Vorort von Detroit: Das Banjo puckert vor dem weiß rauschenden Fernseher, auf dem Tisch liegen Pizzareste, die Wohnung ist billig, die Nachbarschaft armselig. Songschreiber Matthew Milia findet Erhebendes im Niedergang und Faszinierendes im Trostpreisleben.(Loose/Rough Trade)

***** inkommensurabel **** formidabel *** delektabel ** akzeptabel * miserabel

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