Stereolab – Aluminium Tunes

Ach, die Franzosen – sie können einfach nichts Uncharmantes tun. Als vor einem Jahr die französischen Kitschmeister Air auftauchten, war das Echo groß: Man fand ihre „Moon Safari“ tres chique und ziemlich neuartig – und so war es. Leider verband man ihren Nahmen exklusiv mit der Wiederentdeckung alter Moog-Synthesizer. Eine historische Ungerechtigkeit: Stereolab hatten auf diesem Gebiet schon lange zuvor Entschiedendes in die Wege geleitet.

Die Pariserin Laetitia Sadier und der Brite Tim Gane halten seit 1991 das wechselnd besetzte Kollektiv zusammen: Sie können als Pioniere des avantgardistischen Retro-Sounds gelten. Das nun zweieinhalb Jahre alte Album JLmperor Tomato Ketchup“ brachte Stereolab breitere Aufmerksamkeit ein. Es verband Moog, Melancholie und Monotonie – klingt komisch, klang aber gut. In Interviews und Songtexten halten die beiden außerdem die rote Fahne hoch. Doch die politischen Diskurse, die sich um diese Platte rankten, wirkten eher hilflos: Keiner wollte zugeben, daß sie sich eher für einen gemütlichen Nachmittag eignete als für eine Revolution. ^iluminium Tunes“ ist kein neues AIbum, sondern eine Sammlung von Raritäten: Remixe, Verschollenes, Bonustracks. Nach sieben Jahren darf man auch einmal auf seine alten Aufnahmen zeigen und „Werkperiode“ dazu sagen. Obwohl wenig Bekanntes zum Vorschein kommt, umweht die Doppel-CD keineswegs der Hauch des Marginalen Sie bildet im Gegenteil die Klangwelt von Stereolab nahezu umfassend ab: die Leichtigkeit, die Tiefe. Je länger man zuhört, desto mehr meint man unter die geschmackvoll designte Oberfläche schauen zu können. Wenn Laetitia Sadiers die immergleichen Melodien wiederholt, läßt sie uns in ihre Seele blicken – aber immer nur ein paar Takte lang. Das ist diskret, das ist charmant. Eben. 3,0

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